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Quelle: pixabay
Wie üblich kam ihr die Schutzweste viel zu schwer vor. Amanda ließ sie auf den Boden fallen, kaum dass sie in Mazar-e Scharif durch die Tür des Truppenstützpunktes getreten war. Unter ihrer Uniformjacke saß die Schutzweste wie eine zweite Haut, doch jedes Mal, wenn Amanda sie für ein paar Stunden getragen hatte, stank sie nach einer Mischung aus altem und neuem Schweiß. Amanda riß die Klettverschlüsse auf und streckte ihren Rücken durch, Wirbel für Wirbel. …
«Wie geht es dir?»
«Sobald ich mir den Schlamm und das Blut abgeduscht und ein paar Stunden Schönheitsschlaf bekommen habe, wird’s schon wieder werden.» ….
«In Kabul sind zwei schwedische Diplomaten verschwunden …»
«Wie bitte?»
«Sie werden mittlerweile seit sieben, acht Stunden vermisst. Angeblich haben die beiden die Botschaft in einem gepanzerten Wagen mit ortsansässigem Fahrer verlassen. Allerdings hat von ihnen niemand mehr etwas gehört oder gesehen, seit sie zuletzt ihre Position durchgegeben haben – da waren sie an irgendeinem Platz mit M und anschließend noch ein-, zweimal nördlich von Kabul …» …
Verschleppt? Entführt? Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet, als sie den Auftrag in Afghanistan angenommen hatte. …
Mit dem Zeigefinger folgte sie den Straßen vom Massoud-Platz aus in nördliche Richtung. In sieben, acht Stunden konnten sie durchaus bis Mazar-e Scharif gekommen sein. Sogar bis Pakistan. Sie hoffte auf Ersteres. Pakistans so gut wie gesetzloses Grenzgebiet würde für einen Unterhändler mehr als ein Härtetest sein.
aus: Vier Tage in Kabul
Auslandseinsatz und Heimatfront
Was macht eine Kriminalkommissarin von Schwedens Reichskriminalpolizei in Afghanistan?
Sie arbeitet als Beraterin für das afghanische Militär, um eine Sondereinsatztruppe aufzubauen, was nicht ausschließt, dass sie auch mal in Kampfhandlungen verwickelt wird. Ihr Spezialgebiet ist allerdings Verhandlungstechnik, also Verhandlungen mit Entführern aufzunehmen und zu ermitteln.
Daher wird sie auch zugezogen, als in Kabul zwei schwedische Botschaftsangehörige verschwinden. Genauso wie sie später beauftragt wird, auf dem Balkan zu ermitteln, als im Kosovo ein schwedischer Polizist verschwindet, der die örtliche Polizei beraten hat. Amanda, die vor einigen Jahren schon auf dem Balkan gearbeitet hat, reist mit einem Kollegen nach Pristina, um zu klären und zu ermitteln.
Ich dachte zuerst, dass ich es hier mit einer schwedischen Homeland Adaption zu tun habe, aber es entwickeln sich trotz des exotischen Ambientes schnell Fälle, die zurück nach Schweden führen. Unter dem vermeintlichen Schutzschild „Terrorismus“ werden Menschen kaltblütig ermordet, denn es geht immer um sehr viel: Geld, Ehre, den guten Ruf, die Zukunft.
Wir lesen Romane, die in einem ungewöhnlichen Umfeld spielen. Vieles passiert im Ausland, wenn schwedische Beamte im Auftrag des Staates vor Ort arbeiten. Wenn ihnen etwas zustößt, wird die schwedische Polizei aktiv und geht auf die Suche. Die örtlichen Kräfte spielen nur eine untergeordnete Rolle. Alles ist streng geheim, denn die schwedischen Behörden gehen erst einmal davon aus, dass es sich um Aktionen ansässiger Kämpfer (aka Terroristen) handelt – ich muss hier wohl die Stichworte Afghanistan, Balkan … nicht weiter ausführen.
Amanda war bei den Streitkräften und ist nun bei der Polizei. Ihre Spezialität sind Verhandlungen in Entführungsfällen, aber sie kann auch kämpfen. Sie kann mit Waffen umgehen und vieles mehr. Auch als Beraterin, theoretisch ohne Kampfeinsätze, lebt sie kein leichtes, lockeres Leben ohne Sorgen – vor allem nicht im Ausland.
Von den Beamten, die ins Ausland entsandt werden, nimmt man normalerweise an, dass sie hervorragende Vertreter ihrer Zunft sind, speziell ausgebildet, handverlesen. Das ist die Idee. In der Realität sind es aber Menschen, ganz gewöhnliche Menschen mit Vorlieben, Fehlern, Wünschen und mit krimineller Energie. Denn ihre Position im Ausland bringt es mit sich, dass sich ohne viel Zutun Gelegenheiten ergeben, um eigene Interessen zu verfolgen, in die eigene Tasche zu wirtschaften, zu versuchen, ins große Geschäft einzusteigen. Stichwort: Rauschgift. Und das geht dann schief. Irgendwie. Irgendwann. Mit Kollateralschäden.
Amanda, allein oder mit einem Kollegen, darf sich dann an die Arbeit machen, um Licht ins Dunkel zubringen, die verschwundenen Personen wiederzufinden und möglichst heil zurückzubringen. Ihre Ermittlungen sind nicht einfach, speziell da nicht unbedingt alle in ihrem Umfeld daran interessiert sind, alles aufzuklären, denn es gibt, wie schon angedeutet, viele Leichen im Keller. Und es gibt Keller, die reichen bis nach Schweden.
Auch in Schweden sind nicht alle – Polizei, Militär, Ministerien – daran interessiert, alles rückhaltlos aufzuklären, denn es könnte den exponierten Beteiligten den Kopf kosten oder zumindest die Karriere vorerst stoppen. Da alles immer streng geheim ist, fällt es natürlich nicht schwer, Ermittlungen zu behindern oder in eine falsche Richtung zu lenken. Aber Amanda und ihre Kollegen haben Erfahrung darin und lassen nicht locker.
Amanda stellt während ihres Afghanistan-Abenteuers fest, dass sie schwanger ist. Sie hat eine Affäre mit einem Stockholmer Staatsanwalt, verheiratet mit Kindern. Er ist nicht begeistert, dass er noch einmal Vater werden soll, und beendet die Beziehung – per SMS. Amanda, Mitte dreißig, denkt nicht an Abtreibung und bekommt Zwillinge.
… und zwei Jahre nach ihrem Afghanistan-Einsatz findet sie sich dann auf dem Balkan wieder. Privat hat sich also viel bei Amanda getan, aber sie ist immer noch Single, Single mit zwei kleinen Töchtern. Der Einstieg nach der Elternzeit fällt ihr nicht leicht, aber sie beißt sich durch, wie immer.
… und sie hat es auch nach wie vor nicht leicht in ihrem Job. Die Fälle sind rasant, viel Action, viel Adrenalin fließt.
Irgendwie hoffe ich, dass die Serie genauso weitergeht.