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»Bis den Menschen Flügel wachsen, müssen sie auf zwei Beinen gehen«, sagte Bony. »Ich sehe ein Problem, auf das ich oft gestoßen bin – die Kluft zwischen dem Denken des Weißen und dem Geist des Australnegers … Genauso weit wie sich der Geist des Okzidentalen von dem des Orientalen unterscheidet, genauso weit unterscheidet sich die Denkweise des australischen Buschpolizisten von der des weißen Polizisten. Durch meine Geburt und meine Erziehung bilde ich eine Brücke, welche die Kluft zwischen ihnen überwindet. Zweifellos hat der Mörder Spuren hinterlassen.«
aus: Die Witwen von Broome
Ein ganz spezieller Ermittler in Australien
Zu einer Zeit, als das Krimi-Genre mit klassischen Detektiven und oftmals kuriosen Privatermittlern wie Miss Marple oder Lord Peter Wimsey punktete, erblickte nicht nur in den USA der Typ des Hardcore-Detektivs (wie Sam Spade und Philip Marlowe) das Licht der Welt, sondern auch in Australien wurde ein neuer Ermittler geschaffen. Napoleon Bonaparte, genannt Bony, ist der Sohn zweier Kulturen. Sein Vater war ein Weißer, während seine Mutter eine Aborigine war. Den Verstand, zu ermitteln und Schlüsse zu ziehen, erbte er von seinen weißen Vorfahren, während sein Verständnis für die Natur und die Menschen von den Vorfahren seiner Mutter herrührt.
Bony und seine Fälle sind weit entfernt von idyllischen Landsitzen im ländlichen England, aber auch vom Großstadtdschungel der Neuen Welt, wo sich Kriminelle bekämpfen. Australien ist ein eher unbekanntes Land, als Bony auftritt und sich an knifflige Mordfälle heranwagt. Bonys Vorteil ist die Kenntnis des Landes, seiner Natur und seiner Bewohner, vor allem auch weil es in Australien mehr Leere gibt als zivilisierte Gegenden. So ist jeder von Bonys Fällen nicht nur ein Krimi-Abenteuer, sondern auch die Reise in einen neuen, oft unbekannten Kontinent.
Wer ist dieser Bony?
Bony ist etwa Mitte bis Ende 40 (meine Schätzung). Er ist verheiratet und hat drei Kinder, ausschließlich Jungen und erwachsen. Er und seine Familie leben in Brisbane und Bony arbeitet bei der Polizei von Queensland in der Mordkommission. Er ist immer tadellos gekleidet, trägt dunkle Anzüge und polierte Schuhe – es sei denn, er ist undercover unterwegs. Sein Privatleben ist sehr privat – die Romane stammen aus einer Zeit, in der es noch nicht allgemein üblich war, das Privatleben des Detektivs in den Roman zu integrieren. Anders gesagt: Die Romane konzentrieren sich strikt auf die Fälle und deren Lösung.
Die Fälle finden irgendwo in Australien statt, wo immer ein Polizist der Polizei von Queensland von Nutzen sein kann. Bony hat einen hervorragenden Ruf: Er hat noch nie einen Fall nicht gelöst. So wird er oft um Hilfe gebeten, wenn lokale oder regionale Ermittlungen eine Zeitlang erfolglos geblieben sind. Das bedeutet natürlich, dass der Leser auch so manche Gegend in Australien kennen lernt.
Um auf sein Alter zurückzukommen: Bony ist alterslos. Obwohl die Romane in einem Zeitraum von etwa 35 Jahren entstanden sind, hat sich Bony nicht verändert bzw. ist gealtert. Ich habe zwar nicht alle Romane gelesen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass sich Bony und seine Welt im Laufe der Jahrzehnte auffällig verändert hätten. (Vielleicht liegt es daran, dass die rasanten Entwicklungen der letzten zwei oder drei Jahrzehnte, vor allem die technisch getriebenen, die für die heutige Informationsflut bei einem Fall sorgen, in den 30er, 40er, 50er Jahren noch sehr weit weg waren.)
… und was seinen Namen angeht: Seine Mutter starb, als er ein Baby war, und als er ins Waisenhaus kam, bekam er seinen Namen – Napoleon Bonaparte. (Vielleicht war das ein Scherz …)
Die Fälle haben im Allgemeinen mit Mord zu tun. Bony ermittelt oft in Kleinstädten oder ganz kleinen Außenposteb oder auf Farmen, wo er mit eng vernetzten Gemeinschaften konfrontiert wird. Ab und zu übernehmen die Aborigines das Kommando und agieren inmitten einer Mordermittlung auf ihre ganz eigene Art. Bony ist die perfekte Besetzung für diese Fälle, um in abgelegnen Gegenden unheimliche Geschehnisse und Gewalttaten aufzuklären.
Bony ist sehr gründlich, was seine Methoden angeht. Er liebt es, jeden Tatort genau zu untersuchen, auch wenn es Stunden dauert … Er entdeckt winzige Spuren und zieht seine ganz eigenen Schlüsse. In der Regel geht diese Art der Ermittlung weit über die Ansätze seiner Kollegen hinaus, die an dem Fall gearbeitet haben, bevor er hinzugezogen wurde.
Er taucht auch gerne in die Gemeinschaften rund um den Tatort ein, um die Dynamik dieser Gruppen und ihre Interaktion kennen zu lernen. Der Grund für ein Verbrechen liegt oft in der Einsamkeit des australischen Outbacks begraben und dem engen Zusammenleben der Anwohner, die sich oft seit Jahrzehnten kennen.
Seine Verfahren wirken in gewisser Weise altmodisch und langsam, während sie gleichzeitig neu und aufregend für die Zeit und die Region sind, in der sich all die Unglücksfälle und Morde ereignen.
Es ist schon ziemlich lange her, dass ich die Romane gelesen habe. Die deutschen Versionen sind zwar nur noch secondhand verfügbar, aber die englische Originalversion wird aktuell immer noch gedruckt. Vielleicht habt ihr also Lust, tief in ein Australien einzutauchen und knifflige Mordfälle zu lösen, die mindestens 50 Jahre alt sind. Stellt euch eine Welt voller Verbrechen und Bösartigkeit vor, aber ohne jede moderne Ausrüstung wie Handys, Notebooks, das Internet, irgendwelche Datenbanken … Vielleicht mag alles viel langsamer vorangehen, aber trotzdem ist es aufregend und spannend.