captain wyndham, sergeant banerjee von der imperial police in kalkutta

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«Ich kann es immer noch nicht ganz glauben», sagte er und schüttelte den Kopf. «Ausgerechnet X von allen, die hier … Ich hätte nie gedacht, dass er dazu die Eier gehabt hätte.»
Ich nahm einen Schluck Whisky.
«Was passiert jetzt?»
«Das ist schwer zu sagen.»
«Sie wollen das Ganze unter den Teppich kehren?»
Er zog an seiner Zigarre. Die Spitze glühte rot.
«Was würden Sie vorschlagen? Dass wir hingehen und Y verhaften?»
«Soweit ich weiß, sind Mord, Verschwörung und der Versuch, die Justiz zu behindern, immer noch schwere Vergehen.»
Taggart schüttelte den Kopf.
«Was glauben Sie, was unsere Rolle hier draußen ist, Sam?»
Das hatte mich noch nie jemand gefragt, wahrscheinlich weil ich ein Polizist war, und der Job eines Polizisten ist es, dafür zu sorgen, dass die bösen Jungs nicht davonkommen. Das sollte selbst in Indien selbstverständlich sein, oder?
«Um für Gerechtigkeit zu sorgen?»
Taggart lachte. «Gerechtigkeit ist Sache der Gerichte, Sam, und es ist besser, dies fähigeren Menschen als Ihnen oder mir zu überlassen. Unsere Aufgabe ist es, für Recht und Ordnung im Namen Seiner Majestät in seiner Provinz Bengalen zu sorgen. Wir sind hier, um den Status quo aufrechtzuerhalten. Das ist kaum möglich, wenn wir versuchen, Y … zu verhaften.»
«Es war also alles umsonst?»
«Im Gegenteil, mein Junge. Wir können vielleicht keine Anklage erheben, aber Ihre Arbeit hat uns etwas viel Wertvolleres gebracht. Sie hat uns ein Druckmittel gegeben. Ich bezweifle, dass Y in Zukunft so sehr darauf aus sein wird, seine Nase in Polizeiangelegenheiten zu stecken. Und er könnte auch ein wenig entgegenkommender werden, wenn es darum geht, unsere Empfehlungen zu befolgen.»

aus: Ein angesehener Mann
(eigene Übersetzung; X bzw. Y von mir, um nichts zu verraten!)

Mord, Verschwörung, Unabhängigkeit und O (wie Opium)

Die Romanreihe, die vor etwa 100 Jahren in Kalkutta spielt, lebt von zwei Hauptfiguren.

Die eine ist der Sohn eines wohlhabenden Rechtsanwalts, der seinen Sohn erst nach Harrow und später nach Cambridge schickte, bevor sein Sohn beschloss, eine Karriere bei der Polizei zu beginnen. Der andere ist der Sohn eines Schulleiters, der nach dem Tod seiner Mutter und der Wiederverheiratung seines Vaters in ein unbedeutendes Internat geschickt wurde. Als nach ein paar Jahren das Geld ausging, musste er das Internat verlassen und begann ebenfalls eine Karriere bei der Polizei.

Ich glaube, ihr habt es schon begriffen … Captain Wyndham ist der Junge aus bescheidenen Verhältnissen mit der abgebrochenen Ausbildung, der zu Anfang als Constable durch Londoner Straßen läuft, während Sergeant Banerjee aus Indien (Bengalen bzw. Kalkutta) Cambridge mit einem erstklassigen Abschluss in Jura verlässt. Captain Wyndham trägt eine weiße Uniform mit langen Hosen, während Sergeant Banerjee, sein Untergebener, eine khakifarbene Uniform mit kurzen Hosen trägt – all dies entspricht den Regelungen des öffentlichen Dienstes in Indien während der Kolonialzeit, als Wyndham und Banerjee in der Imperial Police aufeinandertreffen. (Ja – der König von England war damals noch Kaiser von Indien.)

Surendranath Banerjee hat den Spitznamen „Surrender-not“, weil die Briten seinen Namen angeblich nicht richtig aussprechen können. Es scheint, dass Banerjee das nicht interessiert. Seine Familie unterstützt die indische Unabhängigkeitsbewegung und ist nicht gerade erfreut darüber, dass er für die Imperial Police arbeitet. Banerjee glaubt jedoch, dass dies seinen Weg zu einer einflussreichen Position in der Polizeiverwaltung ebnen wird, sobald die Briten Indien verlassen haben und damit die gesamte höhere Verwaltungsebene nicht mehr besetzt ist. Abwarten und Tee trinken.

Wyndham hat seinen Weg bei Scotland Yard gemacht und ist ein begabter Ermittler. Leider brach der Erste Weltkrieg aus, und er wurde nach Frankreich verschifft, wo er bald darauf für den Geheimdienst rekrutiert wurde – was ihn aber nicht vor dem Alptraum der Schützengräben rettete. Nach dem Krieg erfuhr er, dass seine Frau an der Spanischen Grippe gestorben war, und er stellte fest, dass viele seiner Freunde und Verwandten … nicht aus Frankreich zurückgekehrt waren. Also machte er sich, ohne lange zu zögern, auf den Weg nach Kalkutta, als ihm sein ehemaliger Vorgesetzter aus den Spionagetagen der Kriegszeit, der inzwischen Commissioner der Imperial Police von Bengalen ist, ein Angebot zukommen ließ.

Wyndham pflegt nicht die für seine britischen Kollegen und überhaupt Briten in Indien übliche Arroganz. Er musste zusehen, wie indische Soldaten im Ersten Weltkrieg in den sicheren Tod geschickt wurden und ihr Leben für England opferten, und hier auf seinem neuen Posten erkennt er sofort Banerjees Verstand und Fähigkeiten. Er akzeptiert ihn ohne großes Aufhebens. Später teilen sich beide sogar ein Haus – fast schon ein Skandal in der weißen Oberschicht von Kalkutta, aber Wyndham ist es egal, denn Banerjee hat ihm schon in ihrem ersten Fall das Leben gerettet.

Mir gefiel die Beschreibung der Kolonialzeit in Kalkutta mit den Briten in Indien, den Indern in Indien, der Mischlinge … der Verwaltung des Kolonialreiches und all seiner Untiefen, wo die schmutzigen Spielchen gespielt werden. Die Serie ist in heutigem Stil geschrieben und versucht, recht gelungen, das zerfallende Kolonialreich zu beschreiben.

Was machen Wyndham und Banerjee den ganzen Tag lang so?

Sie ermitteln in Mordfällen, speziell wenn es sich um britische Bürger oder Europäer handelt. Hin und wieder finden sie auch Leichen von Indern vor. Wie ich schon sagte, Wyndham ist ein begabter Ermittler, und Banerjee ist intelligent und fit genug, um den Spuren zu folgen, wohin auch immer sie führen. Alle Fälle werden gelöst. Punkt.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es Gerechtigkeit gibt oder eine Verhaftung oder eine Strafverfolgung … Gefängnis … Die britischen Herren von Indien und die Inder, die immer noch ihre kleinen Königreiche regieren, haben ihr ganz eigenes Verständnis von Gerechtigkeit. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Fall aus politischen oder militärischen Gründen begraben wird – irgendwo im Schutz der Dunkelheit und künstlichen Nebels. Auch gibt es einflussreiche, reiche Briten, die ihre eigene Vorstellung von Recht und Ordnung gegenüber den eingeborenen Indern durchsetzen, ohne sich um die Einhaltung der Gesetze zu kümmern – im Vertrauen auf ihre Position in Handel und Wirtschaft. Aus einem gewissen Blickwinkel heraus betrachtet ist das Kolonialzeitalter Chaos und Katastrophe, Bestechungssumpf und Ausbeutung in einem.

Wyndham ist von diesen Vorgängen nicht begeistert, aber er kann es nicht ändern. Schließlich akzeptiert er die Regeln Indiens und der Kolonialmacht – irgendwie. In einem seiner Fälle vertuscht er schließlich selbst ein schweres Verbrechen aus seinen ganz eigenen, privaten Gründen.

Hinzu kommt, dass die Unabhängigkeitsbewegung im Laufe der Zeit immer mehr zu einer Herausforderung für die Briten wird. Die Imperial Police muss sich häufiger mit den politischen Implikationen und den Folgen des Weges zur Unabhängigkeit auseinandersetzen, d. h. Wyndham und Banerjee befassen sich nicht mehr nur mit Kriminalität, sondern auch mit politischen und militärischen Angelegenheiten. Es wird zunehmend schwieriger, selbst sauber zu bleiben, wenn sich der politische Sumpf und die Intrigen immer weiter ausbreiten, die das britische Imperium in Indien stabil halten wollen. Wyndham und Banerjee können schnell unter die Räder kommen und als Kollateralschaden enden, wenn sie sich mit Morden, Tätern und Opfern befassen, die aus diesem Umfeld stammen.

Ich hoffe sehr, dass es in den kommenden Jahren neue Fälle für Wyndham und Banerjee geben wird, denn sie sind gute Detektive und ermitteln in interessanten Zeiten.

… ist da noch etwas?

Ja – natürlich: Frauen!
Wyndham trifft eine junge, schöne Frau mit britisch-indischen Vorfahren und verliebt sich in sie, obwohl er nicht zugibt, dass er verliebt ist. Da ist einmal natürlich die erdrückende Erinnerung an seine verstorbene Frau, die ein Opfer der Spanischen Grippe wurde … Wyndham hatte bisher noch nicht genug Zeit, zu trauern und nach vorn zu schauen. Vielleicht in naher Zukunft …

… und es gibt O wie Opium.
Wyndham kehrte aus dem Ersten Weltkrieg zurück – verwundet, brauchte Schmerzmittel. Er bekam O – und er gewöhnte sich daran und konnte schließlich nicht anders, als O … regelmäßig zu konsumieren. Er wurde süchtig. Neben dieser O-Sucht raucht er stark (wie alle Menschen in Indien) und er trinkt viel Whisky (wie alle Sahibs und Memsahibs in Indien – auch wenn Gin Tonic oft vorgezogen wird).

In Kalkutta ist es für einen britischen Sahib leicht, sich O zu beschaffen oder sich O einfach hinzugeben. Wyndham braucht immer mehr … Banerjee weiß davon. Der Geheimdienst weiß davon. Wyndham dämmert, dass er sich erpressbar macht, und beschließt, in einem Ashram zu entgiften. Ich bin neugierig, ob es funktioniert und ob er danach clean bleibt.

Also: es gibt viel Material, das sich entwickeln kann und die Zukunft der Serie garantiert.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare