eberhard mock, kriminalrat in breslau

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Madame verstand die Männer gut und war glücklich, wenn sie deren Ansprüche erfüllen konnte. Einen solchen Moment der Freude hatte sie kürzlich erlebt, als sie für den stellvertretenden Leiter der Kriminalabteilung des Polizeipräsidiums, Kriminalrat Eberhard Mock, zwei Mädchen fand, die Schach spielen konnten. Madame mochte diesen stämmigen Mann mit seinem dichten, schwarzen, gewellten Haar besonders gern. Der Kriminalrat vergaß nie, Blumen für Madame und kleine Geschenke für die Mädchen mitzubringen, die sich freuten, ihm zu dienen. Er war besonnen und wortkarg, er liebte Scharaden, Bridge, Schach und kurvige Blondinen. Bei Madame le Goef konnte er seine Leidenschaften ohne Hemmungen befriedigen. Jeden Freitag kam er um Mitternacht, trat durch die Seitentür ein und ging, ohne sich um die Aufführung auf der Bühne zu kümmern, in sein Lieblingszimmer, wo seine beiden Sklavinnen auf ihn warteten. Sie zogen ihm einen seidenen Morgenmantel an, fütterten ihn mit Kaviar und gaben ihm roten Rheinwein zu trinken. Mock würde still sitzen, obwohl seine Hände über die Alabasterhaut seiner Sklavinnen streifen würden. Nach dem Essen würde er sich mit einer von ihnen zu einer Schachpartie niederlassen. Die andere würde sich unter den Tisch knien und etwas tun, was schon prähistorischen Völkern bekannt war.

aus: Tod in Breslau (eigene Übersetzung)

Harte Zeiten

Eberhard Mock lebt in Breslau (heute: Wroclaw). Seine Erlebnisse und Kriminalfälle geschehen hauptsächlich in den Jahren von 1920 bis 1945. (Vergessen wir mal die kurzen Szenen aus den 50er und 90er Jahren.) Es ist die Weimarer Republik und dann das Dritte Reich, die Deutschland prägen. Seine Ermittlungen und sein Leben sind mit den politischen Wirren und Entwicklungen, dem gesellschaftlichen Leben und der Rolle der Armee in Deutschland eng verknüpft.

Mock arbeitet bei der Polizei, bei der Kriminalpolizei. In gewisser Weise ist er schon ein Ermittler, der versucht, Licht ins Dunkel zu bringen und die wahren Täter zu entlarven, aber er ist sich auch seiner fast unbegrenzten Möglichkeiten bewusst, sein Leben, seinen Status und seine private Umgebung zu verbessern und sich zu bereichern. Er nimmt alles mit, was sich ihm bietet, … und er überlebt!

Ich war zuerst schockiert, als ich die Romane gelesen habe – ich habe allerdings nur einige davon gelesen. Sie sind ein extrem intensiver Lesestoff, komplizierte Geschichten mit vielen Akteuren, die sich mehr oder weniger stark in Mocks Angelegenheiten einmischen. Speziell die Jahre des Zweiten Weltkriegs sind angefüllt mit Grausamkeit und Ungerechtigkeiten. Mocks Welt ist gnadenlos. Er lebt in sehr dunklen Zeiten.

Mock ist aber auch ein echtes Kind dieser Zeit. Obwohl sich tief im Inneren ein Gefühl für Gerechtigkeit und Mitleid für die Opfer findet, agiert er rücksichtslos. Betrachtet man seine Karriere bei der Polizei, ob in den 20er Jahren oder später während des Nationalsozialismus, schwimmt er immer obenauf. Er mag Frauen, obwohl er verheiratet ist. Noch mehr mag er den Alkohol … und immer ist er für eine Bestechung zu haben.

Der Alltag in Deutschland und der Zweite Weltkrieg werden mit akribischer Detailverliebtheit dargestellt. Es geht immer um die harten Ecken und Kanten des Lebens, vor allem gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, als die meisten Menschen nur noch versuchen zu überleben. Die Kriminalität inmitten dieses Kriegschaos hat besondere Bedeutung und scheint oft unbedeutend zu sein – im Vergleich zu den grauenvollen Aktivitäten der berüchtigten Nazis und ihrer Mitstreiter.

Kurz gesagt: Es ist alles andere als leicht, Mock zu mögen, er ist aber auch kein durch und durch böser Mensch.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare