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Quelle: pixabay
An diesem Nachmittag nimmt Eve im Thames House an einer Sitzung teil, in der sie ausführlich zu ihrer Entscheidung bezüglich Kedrins geplanter Schutzmaßnahmen und ihrem späteren Sinneswandel und über die polizeilichen Ermittlungen befragt und schließlich zu einem zehntägigen Urlaub verdonnert wird. Dass sie danach in ihr Büro zurückkehren wird, um festzustellen, dass sie degradiert oder versetzt wurde, ist ihr klar. …
«Sehen Sie, wie sie die Wanze vor Kedrins Zimmer platziert hat», sagt Hurst. «Sie weiß, dass die Überwachungskamera läuft, aber es ist ihr egal. Sie weiß, dass wir sie nicht drankriegen können. Sie müssen zugeben, Eve, sie ist gut.»
«Sie konnten keine Fingerabdrücke auf der Wanze oder sonst wo finden?»
«Sehen Sie genau hin. OP-Handschuhe.»
«Arschloch», stöhnt Eve.
Hurst zieht eine Augenbraue leicht nach oben.
«Sie ist eine mordende Schlampe, Gary, und sie hat mich meinen Job gekostet. Ich will sie, tot oder lebendig.» …
Am vorletzten Tag ihres unfreiwilligen Urlaubs findet sich ein Umschlag mit Eves Namen im Briefkasten ihrer Wohnung. Das Briefpapier stammt vom Travellers Club, Pall Mall. Die handgeschriebene Nachricht in Kursivbuchstaben ist kurz und eindeutig:
Bitte kommen Sie in das Büro von BQ Optics Ltd. auf der zweiten Etage, an der U-Bahn-Station Goodge Street. Morgen (Sonntag) um 10.30 Uhr. Bringen Sie diesen Brief mit. Vertraulich. …
Sie erkennt ihn sofort und wundert sich. Der ehemalige Stationsleiter in Moskau, mittlerweile Chef des Russland-Referats beim MI6, ist eine hochrangige Persönlichkeit in der Welt des Geheimdienstes. …
«Eve, ich möchte, dass Sie morgen früh ins Thames House gehen und Ihren Rücktritt anbieten, der natürlich akzeptiert wird. Dann möchte ich, dass Sie für mich arbeiten. Nicht von Vauxhall Cross aus, sondern in diesem Büro, das uns gehört. Sie werden ein Gehalt wie auf der Leitungsebene von SIS erhalten, einen Stellvertreter und volle technische Unterstützung bekommen. Ihr Auftrag, den Sie mit allen nötigen Mitteln verfolgen werden, ist die Identifizierung des Killers von Victor Kedrin. Sie werden darüber mit niemandem außerhalb Ihres Teams sprechen, und Sie werden sich nur mir gegenüber verantworten. Alles, was Sie an zusätzlichem Personal benötigen – Teams zur Beschattung, bewaffnete Unterstützung – werden Sie durch mich anfordern, und zwar ausschließlich durch mich. Im Grunde werden Sie wie auf feindlichem Terrain operieren. Moskauer Regeln.»
aus: Codename Villanelle
(eigene Übersetzung)
Wenn man einen Killer jagt
Weltweit geschehen ungewöhnliche Morde: ein Mafiaboss in Sizilien, ein ukrainischer Gangster in Venedig, ein IT-Hacker in Shanghai, ein russischer Politiker in London, ein deutscher Neonazi in den hohen Tauern in Österreich … Alle Opfer sind einflusseich und werden von Sicherheitskräften bewacht. Trotzdem wird jeder von ihnen getötet. Ganz einfach, aber präzise getötet. Ermordet.
Es gibt eine MI5-Agentin in London im Thames House, die sich langweilt und nebenher all diese perfekten Morde analysiert, inoffiziell. Langsam wird ihr klar, dass ein spezieller Attentäter unterwegs ist – gut ausgebildet, clever, rücksichtslos und offensichtlich eine Frau. Die MI5-Agentin ist für den Schutz von gefährdeten VIPs verantwortlich, die sich in London und Großbritannien aufhalten. Jeden Tag erlebt sie Business as usual, aber die MI5-Agentin sehnt sich nach Abwechslung. Sie ist eher ein Nerd, modisch nicht interessiert, es sei denn …
Es gibt einen Killer, der aus einem russischen Gefängnis gerettet und zu einem extrem fähigen Attentäter ausgebildet wurde. Es handelt sich um eine hochintelligente Frau, die mehrere Sprachen fließend beherrscht, vorsichtig und gleichzeitig waghalsig ist und feinfühlig jede Situation analysiert. Skrupellos und kaltherzig. Ohne Mitleid. Sie hat sich daran gewöhnt, viel Geld auszugeben, lebt in Paris in einer Luxuswohnung und beginnt sofort mit ihrer Arbeit, wann immer ihre Dienste benötigt werden. (Ich glaube nicht, dass irgendjemand von ihrem Beruf und ihrer Herangehensweise überrascht wäre, wenn sie ein Mann wäre.)
Ich war voll begeistert, als ich die Serie zum ersten Mal im TV sah – knappe Dialoge, witzige Randbemerkungen, schnelle Action, guter Schnitt der Szenen. Erst danach kaufte ich die Bücher und war auch von ihnen begeistert, vor allem, weil sie ab und zu noch etwas „schriller“ sind. Damals gab es zwei Romane und zwei TV-Serien. Mehr war angekündigt. Wir sind also jetzt immer noch mittendrin in der Geschichte. Ende offen.
Mittlerweile sind der dritte Roman sowie die dritte Staffel erschienen – und ich war nicht mehr so begeistert. OK – der Roman erzählt konsequent die Liebesgeschichte von Eve und Villanelle bis zu dem Punkt, an dem sie bildlich gesprochen zusammen in die untergehende Sonne reiten … Die letzte TV-Staffel allerdings ist zäh, zieht sich hin und hin … Außer ein paar Morden passiert nicht viel. Es ist nicht der große Showdown, die endgültige Abrechnung.
Eve Polastri, 29, die MI5-Agentin, die unbeabsichtigt zur MI6-Agentin wird, erledigt ihre Arbeit als Teamleiterin gewissenhaft und ist erfolgreich; sie bewertet das Risikopotenzial gefährdeter VIPs, die sich in London bzw. GB aufhalten, und entscheidet über Schutzmaßnahmen. Alles geht gut, solange sich keine Ranghöheren einmischen. Dies geschieht aber genau dann, als ein russischer Politiker im Vereinigten Königreich eintrifft und getötet wird. Also geben die Ranghöheren erst einmal Eve die Schuld an der Katastrophe. Paradoxerweise wurde Eve befördert, nachdem ihr Chef beim Schutz eines ermordeten Balkanpolitikers versagt hatte – raten Sie mal, wer …
Es ist Villanelle, die beide getötet hat – schnelle und saubere Anschläge. Villanelle, 23, wurde als Oxana Vorontsova in Russland geboren. Sie saß wegen dreifachen Mordes im Gefängnis. (Fürs Protokoll: Sie tötete drei Bandenmitglieder, die ihren Vater getötet hatten – einen Soldaten, einen Spezialisten für Kampftraining, der auch seine Tochter unterrichtet hat. Diese Version wird im Roman erzählt. Die TV-Serie liefert einen anderen Grund – was auch immer: Oxana sitzt wegen Mordes im Gefängnis.) Oxana stirbt im Gefängnis, und Villanelle verlässt das Gefängnis, um nach einer harten, speziellen Ausbildung als Attentäterin in Paris zu leben.
Eve ist wütend über diese Frau, die ihre Karriere zerstört hat und ihr Leben nach und nach ruiniert. Sie ist überzeugt, dass genau diese Frau für die Morde verantwortlich ist, die sie analysiert hat. Zu Anfang ist Eve glücklich verheiratet und denkt über ein Baby nach. Die Analyse von hochkarätigen Attentaten war nur eine Art Nebenbeschäftigung … Eve ist intelligent und gut darin, Muster zu erkennen. Als sie für den MI6 rekrutiert wird, für eine absolut geheime, verschwiegene Operation, ist sie begeistert, aber schon bald spürt sie, dass es mit ihrer Ehe bergab geht; Eve engagiert sich bis zum äußersten. Noch katastrophaler ist für sie der Tod ihres Kollegen und Freundes während einer Stippvisite in Shanghai (in der TV-Serie: in Berlin).
Während Eve immer wütender und verbissener wird, wird Villanelle immer nachlässiger und wagemutiger. Sie weiß von Eve und beginnt, sie zu verfolgen und versucht, sie zu verunsichern. Gleichzeitig scheint es, dass Villanelle sich in Eve verliebt hat, Eve begehrt … Die Beziehung zwischen den beiden bekommt eine sexuelle Komponente.
Wer spielt sonst noch mit? Es gibt “Die Zwölf”, ein Club von Geschäftsleuten, die ihre ganz eigenen Interessen verfolgen, die unvorstellbar reich und mächtig sind und keine Rücksicht kennen. Wenn sie entscheiden, dass jemand – ein anderer Unternehmer, ein Politiker, ein Wissenschaftler oder wer auch immer – ihnen im Weg steht, rufen sie nach “Housekeeping”. Das löst einen Auftrag für Villanelle und ein Team von Helfern aus, um wen auch immer zu eliminieren, der sie stört. “Die Zwölf” stammen aus Russland, sind aber inzwischen weltweit präsent und werden von Tag zu Tag einflussreicher. So scheint es zumindest. Sie haben überall Mitarbeiter rekrutiert – im Geheimdienst, bei der Polizei, Staatsbeamte …
Als Eve mit der Untersuchung des Mordes an ihrem russischen Politiker beginnt und versucht, Villanelle festzunageln, ahnt sie nicht, dass sie in ein Wespennest sticht. Eve lernt langsam, jedem zu misstrauen, vor allem, wenn sie ein Gefühl erfasst, dass sogar ihr Chef vom MI6 für “Die Zwölf” arbeiten könnte. (Fürs Protokoll: in den Romanen ist ihr Chef ein Mann, in der TV-Serie ist es eine Frau).
… und Eve kommt Villanelle näher, als sie es sich je hätte vorstellen können. Villanelle auf der anderen Seite ist besessen von Eve. Nach Villanelles Versuch, Eve zu töten, scheinen beide zu einem Ende gekommen zu sein, aber die Serie geht weiter … bis zum Happy End!