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«Aber selbstverständlich. Wir Polizisten sind nicht gerade die Dümmsten, aber Sie haben mehr Köpfchen als irgendjemand sonst hier. Sie sind fit. Sie haben keine Vorstrafen. Sie waren als Teenager krank, und nun sind sie wieder gesund. Sie wollen für uns arbeiten. Warum sollten wir Sie nicht einstellen?»
Da fallen mir auf Anhieb gleich mehrere Antworten ein, die ich natürlich für mich behalte. Mit einem Mal bin ich furchtbar erleichtert, was mir ein bisschen Angst macht, weil mir meine Anspannung gar nicht bewusst war. Ich stehe auf, da Matthews ebenfalls aufgestanden ist, auf mich zukommt, meine Hand schüttelt und etwas sagt. Seine breiten Schultern versperren mir die Sicht auf den Bute Park und die Drachen. Matthews redet über Formalitäten, und ich spule die entsprechenden Antworten ab, aber gedanklich bin ich ganz woanders. Bald bin ich Polizistin. Und noch vor fünf Jahren war ich tot.”
aus: „Fiona – Den Toten verpflichtet”
Eine (etwas abgedrehte) tote junge Frau
Fiona Griffiths ist 22 Jahre alt, als sie zur Polizei geht; vier Jahre später erfahren wir, wie sie mit einem komplexen Mordfall, Betrug und Menschenhandel umgeht – alle Fakten verknüpft und schließlich in den vornehmsten gesellschaftlichen Kreisen von Südwales ended. Natürlich ist sie als Detektive Constable nur Teil eines Teams – obwohl sie selbst nicht gerade ein Teamplayer ist.
Sie hat außerdem eine seltene und außergewöhnliche Beziehung zu Toten …
Ich möchte diese Beziehung zu Toten sofort klarstellen. Fiona litt unter dem Cotard-Syndrom, einer psychischen Erkrankung, wo die betroffenen Personen glauben, dass sie tot sind. Zwei Jahre lang schwebte Fiona am Rande dieses Abgrunds und war verloren – dann erholte sie sich, aber die Toten folgen ihr seitdem überall und sie ist vertraut damit, dass Tote sie besuchen und mit ihr reden. Das ist also der medizinische Hintergrund – vielleicht sogar ein Vorteil bei der Untersuchung von Mordfällen.
Fiona selbst versucht mit Macht, eine normale junge Frau zu sein und ein normales Leben zu führen.
Wo fängt ihre Geschichte an?
Als sie (geschätzt!) etwa zwei bis zweieinhalb Jahre alt ist, wird sie in einem offenen Jaguar Cabriolet auf dem Rücksitz gefunden. Der Jaguar steht vor der Kirche, wo sich die Anwohner zum Sonntagsgebet versammelt haben. Er gehört einem Ehepaar, das noch keine Kinder hat – und sie adoptieren das süße kleine Mädchen auf der Stelle. In den nächsten achtzehn Monaten spricht das kleine Mädchen kein Wort – dann beginnt sie aber auf einmal, fließend zu sprechen.
Sie wächst heran, wird geliebt und verwöhnt, bekommt zwei jüngere Schwestern, ist intelligent – und wird in ihrer Teenagerzeit Opfer des Cotard-Syndroms, das ihre weitere Entwicklung für eine Weile hemmt. Schließlich erholt sie sich, geht nach Cambridge und studiert Philosophie, schließt ihr Studium mit Auszeichnung ab und bewirbt sich bei der Polizei.
Tja… ihr Vater, d. h. ihr Adoptivvater, ist anfangs nicht so begeistert von dieser Entwicklung, weil er einer der “Big Bosse” im halbseidenen Milieu von Cardiff und Südwales ist, der Striptease-Bars besitzt… vielleicht mit Drogen handelt, vielleicht ein wenig Schutzgeld erpresst… Niemand weiß es so genau, weil er noch nie wegen irgendetwas angeklagt wurde, obwohl die Polizei ihn und seine Geschäfte schon im Auge behält.
Er liebt Fiona von ganzem Herzen und hat ihr ein schönes, eigenes Haus und ein flottes, kleines Auto geschenkt – insgesamt überschreitet das alles weit ihr Einkommen aus dem Polizeijob. Familiär hat sich also nichts geändert: Fiona ist immer noch das geliebte Kind.
Am Ende des ersten Romans erfährt Fiona endlich von ihrer Herkunft und ist verwirrt und neugierig zugleich – vor allem auf ihre biologischen Eltern. Später dann erfährt sie, dass ihr Vater – möglicherweise – vor dem Hintergrund seiner Aktivitäten und Verbindungen in ganz Südwales weit mehr über ihre Herkunft weiß, als er enthüllt hat … Mal sehen, was in Zukunft in der Serie so passiert.
Ich möchte jetzt nicht im Detail auf die Mordfälle eingehen, die Fiona untersucht: ihre Fälle sind immer voller Gewalt und Grausamkeit, komplex, aber nie so weit von der Realität entfernt, dass sie lächerlich wirken könnten.
Der entscheidende Aspekt der Romane ist ihre Umsetzung: Fiona spricht. Nur Fiona spricht und berichtet über alles, was sie tut, was sie fühlt, was sie denkt, was ihr so adhoc durch den Kopf geht… Beim Lesen ist es ein wenig, als ob man ihr Tagebuch liest – so wie immer in ihrem Kopf zu sein und jedes Detail, jeden Gedanken, jede intime Bemerkung mitzukriegen … Es ist ein außergewöhnlicher Stil – und er ist nicht langweilig!
Also: Fiona ist schon ein merkwürdiges Mitglied der Polizei mit geheimnisvoller Herkunft, leidet an einer seltenen psychischen Krankheit, ist hochintelligent, aber dafür andererseits mit nur geringer sozialer Kompetenz ausgestattet. Ihre vielschichtige Persönlichkeit hilft ihr, die Komplexität der Fälle zu erfassen und aufzulösen, manchmal aber verhindert es auch eine gute und fruchtbare Kooperation mit den Kollegen.
… und es gibt einen Punkt, der nicht ungenannt bleiben sollte: Fiona ist überzeugt, dass es eine Verschwörung gibt. Hinter der Verschwörung stecken Geschäftsleute aus ihrer Heimatregion in Wales. Sie arbeiten zusammen, um Recht und Ordnung zu untergraben und ihre ureigenen Interessen zu fördern. Dabei schrecken sie auch nicht davor zurück, Verbrechen zu begehen. Leider gibt es keine handfesten Beweise – nur Indizien und Kleinigkeiten. Warten wir ab, was passiert und wie Fiona sich in Zukunft engagiert, um Licht ins Dunkel zu bringen.