héctor salgado, ein inspektor aus barcelona

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«Ist Ihnen etwas aufgefallen, Inspektor? Zum ersten Mal räumen Sie ein, wenn auch nur nebenbei, dass Ruth tot sein könnte.»  …
Bevor Héctor antwortete, blickte er über die Schulter, als fürchtete er, jemand könnte ihn hören.
«Tatsache ist, wir haben keine Ahnung, was mit Ruth passiert ist. Und das macht einen am meisten fertig.» Er hatte die Stimme gesenkt, sprach mehr zu sich selbst. «Du kannst nicht mal um sie trauern, denn du fühlst dich wie ein Verräter, wie einer, der zu früh das Handtuch geworfen hat.» Er seufzte. «Entschuldigen Sie, aber die Weihnachtstage waren ein bisschen zu viel für mich. Ich dachte, mir bliebe Zeit, um in der Sache weiterzukommen, aber… Ich musste aufgeben. Es gibt nichts. Ich habe nichts gefunden. Es ist verflucht, als hätte sie jemand aus dem Bild gewischt, ohne jede Spur.»
«Ich dachte, Sie hätten den Fall ohnehin nicht mehr in der 
Hand.»
Héctor lächelte.
«Ich habe ihn im Kopf.»

aus: “Der einzige Ausweg”

Über persönliche Schuld und Leid inmitten der täglichen Ermittlungsarbeit

Héctor Salgado ist Anfang vierzig, als er einen Verbrecher, der tief in Menschenhandel und Zwangsprostitution verwickelt ist, brutal angreift. Kurz vor seinem Wutanfall musste er miterleben, wie sich eine junge Afrikanerin wegen der psychischen Bedrohung durch diese spezielle Person, deren Bande sie entführt hatte, selbst erstochen hat. Es wäre nicht so schlimm, wenn Héctor nicht als Polizeiinspektor in Barcelona arbeitete und die Presse nicht sofort „Polizeibrutalität!” geschrien hätte. So wird er sofort suspendiert und eine interne Untersuchung schwebt sehr lange über ihm.

Einige Wochen später kehrt er in sein Büro im Polizeipräsidium zurück und beginnt mit einem scheinbar einfachen Fall. Leider wird jener Verbrecher, den er angegriffen hatte, kurz darauf ermordet – ein rätselhafter Mord mit einem abgeschlagenen Schweinskopf als Dekoration – und alle Beweise deuten auf Héctor.

Héctor ist verheiratet, aber seine Frau Ruth hat ihn vor einigen Monaten verlassen, um mit ihrer Freundin zusammenzuleben. Ihr Sohn, dreizehn Jahre alt, bewegt sich etwas verloren in der Mitte zwischen den beiden… und dann verschwindet Héctors Frau, als ob sie sich in Luft aufgelöst hätte. Obwohl jener Verbrecher – jetzt tot(!) – Drohungen gegen Héctor und vor allem seine Familie ausgesprochen hat, ist es ungeklärt, ob er es überhaupt geschafft hätte, einen derartigen Racheakt auszutüfteln und zu organisieren, der zum spurlosen Verschwinden von Ruth geführt hätte. Langsam rückt auch hier Héctor in den Mittelpunkt… Bei der Analyse seiner persönlichen Situation, der Trennung und dem plötzlichen lesbischen Moment, den Ruth erlebte, könnte man sich durchaus vorstellen, dass es ein Motiv für den leidenschaftlichen Ehemann gegeben hätte – einige Kollegen tuscheln bereits.

Die Monate vergehen und Héctor lebt ein eher einsames und unglückliches Leben zusammen mit seinem Sohn. Er ist überzeugt, dass er mit seinen Aktionen für das Verschwinden seiner Frau verantwortlich ist. Gleichzeitig ist ihm bewusst, dass er immer noch unter Beobachtung steht und die Untersuchung ihren Fortgang nimmt, aber er hat ein gutes Gewissen, was die Tat selbst betrifft.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass das Privatleben von Héctor und das Verbrechen, in das er und seine Frau verwickelt werden, nur einen, wenn auch großen, Teil der Geschichte ausmachen. Sein privates Schicksal erstreckt sich über die gesamte Trilogie und wird erst ganz zum Schluss geklärt. Ohne die Spannung zu nehmen, kann ich verraten, dass Héctor den besagten Verbrecher natürlich nicht ermordet hat und auch nicht am Verschwinden seiner Frau beteiligt war.

Während sich so über recht lange Zeit sein Privatleben zu einer Katastrophe entwickelt, gibt es einige Kriminalfälle, die seine volle Aufmerksamkeit – und die Aufmerksamkeit seines Teams – erfordern.

Héctor hat ein eher kleines Team; die Polizei muss – wie immer – mit Budgetrestriktionen kämpfen. Die angespannte wirtschaftliche Situation des Landes ist in der gesamten Trilogie offensichtlich.

Es gibt in seinem Team zwei Frauen, eine Unterinspektorin und eine Ermittlerin, die beide intelligent sind und voller Energie und Begeisterung für ihre Arbeit leben. Die Jüngere wird ungewollt schwanger, bekommt ihr Kind und überwindet die Differenzen mit dem Vater des Kindes. Vor allem ihr Privatleben wird ausführlich ausgebreitet. Ein weiterer junger Ermittler steht erst am Anfang seiner Karriere und ersetzt sie während ihres Mutterschaftsurlaubs. Alle sind von Héctor beeindruckt und arbeiten gern für ihn. Und sie führen sogar inoffiziell eigene Ermittlungen über seine private Tragödie durch. Und sie retten sogar sein Leben.

Zurück zu den Kriminalfällen. Was in allen Untersuchungen immer wieder vorkommt, ist Lügen. Alle Menschen lügen. Alle Zeugen lügen. Nun: Lügen kann auch bedeuten, dass niemand gerne die ganze Wahrheit sagt. Obwohl es tief in jedem Menschen verwurzelt zu sein scheint zu lügen, um persönliche Verwicklungen zu vermeiden, erschwert es natürlich bei einer Untersuchung das Leben der Polizisten, die die Fakten und Motive zu klären haben.

Alle Fälle sind Fälle im Familien- und Freundeskreis: Es sind keine “professionellen” Kriminellen beteiligt, keine Banden, keine Überfalle, kein Bankraub… Alles geschieht in der Familie und im Freundeskreis. Man sollte jedoch nicht denken, dass es sich hier keinerlei Abgründe auftun – auch normale, angesehene Bürger können in Mord und Totschlag verwickelt sein. Kurz: Die Fälle sind immer interessant und führen zu manch einem Familiengeheimnis.

Es gibt einen jungen Mann, der aus einem Fenster stürzt. Ist sein Tod ein Unfall? Scheint so…, aber Héctor zweifelt daran. Es gibt einen Selbstmord, einen weiteren Selbstmord – beide Opfer arbeiten in derselben Firma. Ist es nur ein Zufall? Oder ist etwas passiert… Beide Opfer haben vor Monaten am einem Team-Event teilgenommen.

In einem verfallenen Haus werden die sterblichen Überreste eines jungen Paares gefunden. Sie blieben unter dem Schutt mehr als sieben Jahre lang verborgen, nachdem sie brutal erschlagen worden waren. Auf den ersten Blick scheint es eine Ménage à trois gewesen zu sein, die außer Kontrolle geriet. War es wirklich ein Liebesdrama?

Schließlich wird das Geheimnis um Héctors Frau gelöst. Wir werden dazu weit zurück in die Zeit gegen Ende des Franco-Regimes geführt, in der eine seltsame Geschichte ihren Anfang nimmt, die Jahrzehnte später verschiedene Menschen in einen Rachefeldzug verwickelt. Ruth ist ein Opfer, ohne sich der Verstrickung überhaupt bewusst zu sein, aber der besagte Verbrecher hatte es irgendwie herausgefunden, irgendwie mitgemischt und gegen Héctor benutzt.

Am Ende verlässt Héctor den Polizeidienst und kehrt zusammen mit seinem Sohn nach Argentinien zurück. Héctor wurde in Argentinien geboren und lebte dort, bis er etwa zwanzig Jahre alt war, als… Das ist eine weitere Geschichte, die im Hintergrund läuft.

Jeder Roman war für sich interessant, spannungsgeladen von Anfang bis Ende – gar nicht zu reden von der Familientragödie im Hintergrund. Ich würde ganz gern weitere Romane lesen…

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare