inspektor wesley peterson

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(keine aktuelle deutsche Version der Romane verfügbar!)

Die Straßen, die von Wesley Petersons gerade erworbenem Haus oberhalb der Stadt hinunter zu dem chaotischen Häuserkomplex am Flussufer führten, waren steil, eng und kurvenreich und nicht für Autos gedacht. Wesley hielt es für einfacher, zu Fuß zu seinem neuen Arbeitsplatz zu gehen. Er redete sich ein, dass dies eine gute Sache sei: Er würde fit werden. In London war er nie zu Fuß gegangen; er hatte auch nie die Zeit dazu gehabt. Der Weg bergab war einfach; der Rückweg über die Kopfsteinpflasterstraßen würde der wahre Ausdauertest werden.
Es dauerte nicht lange, bis er das Zentrum erreichte. …
Zu seiner Linken, zwischen zwei Gebäuden viktorianischen Ursprungs, klaffte eine Lücke, die wie ein fehlender Zahn aussah und von einem Drahtzaun ausgefüllt wurde. In London wäre er ohne einen zweiten Blick daran vorbeigegangen, aber hier in Tradmouth war das anders. Er blieb stehen und starrte auf das freiliegende Gelände: die niedrigen Mauerreste, die faszinierenden Löcher im Boden, die hier und da entstanden waren, das Skelett eines Gebäudes, das sich auf der braunen Erde abzeichnete. Eine Ausgrabung war im Gange, das war unverkennbar. Wesley befand sich auf vertrautem Terrain.
Drei staubige Gestalten hinter dem Drahtgitter machten sich mit Kellen, Pinseln und Konzentration im Erdreich zu schaffen. Einen von ihnen erkannte er.
‘Neil!’
Ein junger Mann in zerrissenen, schlammverschmierten Jeans und mit einem Wuschel aus braunem Haar auf dem Kopf blickte auf. Als er Wesley sah, grinste er.
‘Wes! Guter Gott, Mann, was machst du hier? Du siehst ein bisschen zu elegant aus. Was willst du verkaufen?’ …
Sergeant Bob Naseby blickte sehnsüchtig auf die dampfende Tasse Tee hinter dem Tresen, die diskret vor den Blicken der Öffentlichkeit verborgen war. … Doch kaum hatte sich die Eingangstür geschlossen, öffnete sie sich wieder, und ein großer, elegant gekleideter junger Mann trat ein und schritt selbstbewusst auf den Tresen zu. Bob Naseby hatte ihn noch nie gesehen; er hätte sich daran erinnert. Das dunkelbraune Gesicht war angenehm und die Augen intelligent. Wenn Bob eine Vermutung anstellen müsste, würde er den Neuankömmling als neuen Arzt im örtlichen Krankenhaus einordnen.
‘Guten Morgen, Sir. Kann ich Ihnen helfen?’
‘Detective Sergeant Peterson. Ich soll mich bei Detective Inspector Heffernan melden.’

aus: The Merchant’s House (eigene Übersetzung)

Unsere Vergangenheit … unsere Gegenwart

Was lernen wir gleich zu Beginn des ersten Romans?
Wesley ist von London nach Tradmouth gezogen und hat ein Haus gekauft. Er stößt auf eine Ausgrabungsstätte und fühlt sich dort aufgrund seines archäologischen Hintergrunds wie zu Hause. Zufällig trifft er seinen alten Freund Neil, der ebenfalls Archäologie studiert hat und die Ausgrabung leitet. Wesley – ein adretter, gutaussehender und intelligenter junger Mann – hingegen beginnt nach seiner Versetzung aus London bei der Kripo in Tradmouth zu arbeiten.

… und damit haben wir auch schon alle Zutaten der Serie kennengelernt!

Ist euch jemals in den Sinn gekommen, dass sich die Mode ändern kann, dass sich der allgemeine Bildungs- und Wissensstand verändert, dass sich die politische Ordnung ändern kann, dass sich das Verständnis von Recht und Ordnung anpasst, dass sich der Glaube ändern kann … aber dass die Menschen so bleiben, wie sie sind, dass sie sich so verhalten, wie man es ihnen gesagt und beigebracht hat, und dass sie immer wieder die gleichen uralten Interessen verfolgen, als ob ihnen diese in Fleisch und Blut übergegangen sind? Die Zeit vergeht, aber die Menschen leben so wie immer. Was das Verbrechen betrifft: Denkt an Kain und Abel in der Bibel … an Judiths Mord an Holofernes … an Samson und Delilas Verrat … aber bleiben wir erst einmal im Hier und Jetzt!

Die Serie stellt uns zwei Hauptfiguren vor: Wesley Peterson als Polizist und Dr. Neil Watson als Archäologe. Beide lernten sich an der Universität kennen, als sie Archäologie studierten, und starteten ihre akademische Karriere – Wesley entschied sich jedoch kurz darauf, zur Polizei zu wechseln. In jedem Roman der Reihe werden zwei Geschichten erzählt: Es geht um Verbrechen in und um Tradmouth (Wesley befasst sich mit Morden, Entführungen, Vermissten, Unfällen mit Fahrerflucht …) und es geht um Verbrechen in der Vergangenheit mit spärlichen forensischen Relikten, die bei einer archäologischen Ausgrabung zutage kommen (Neils Heimat). In den Büchern gibt es kleine Abschnitte, die chronologisch Einblicke in alte Tagebücher und Briefe, Kirchenbücher und Anordnungen des Landadels, Gerichtsurteile und Rechtsberichte und alles, was in historischen Archiven verfügbar ist, geben.

… und ihr habt es vielleicht schon erraten: beide Verbrechen haben immer etwas gemeinsam, obwohl sie durch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte voneinander getrennt sind!

Was die Vergangenheit betrifft, so erfahren wir von Beutezügen der Wikinger und Plünderungen, der berüchtigten Zerstörung der Klöster durch Heinrich VIII., den Zeiten der Pest, den menschlichen Schicksalen bei der untergehenden Armada, viktorianischer Heuchelei, D-Day-Übungen und immer wieder über all die Jahrhunderte hinweg geht es um Schiffswracks, Schiffsplünderungen, faule Geschäfte beim Handel … denn Tradmouth liegt an der Küste und hatte schon immer einen florierenden Hafen.

Heutzutage gibt es vor allem Verbrechen wie Einbrüche, Touristenbetrug, gestohlene Autos …, aber Wesley und seine Kollegen sind auch für alle Kapitalverbrechen verantwortlich. Seid sicher, dass es eine ganze Reihe von verdächtigen Todesfällen, Totschlägen, Morden, Entführungen, Kindesmissbrauch bis hin zu ausgeklügelten Betrugsprojekten und Wirtschaftsverbrechen gibt, die letztlich alle zu Kollateralschäden führen, d. h. zu weiteren Toten.

Nachdem es gelungen ist, das ganze Durcheinander zu entwirren – sei es in der Gegenwart, sei es in der Vergangenheit – zeichnet sich ab, dass grundlegende Motive wie Neid und Missgunst, Gier und Rache, persönlicher Gewinn, der Wille zum Überleben und das Streben nach Wohlstand stets den Weg zum Verbrechen ebnen. Alles wiederholt sich: Die Menschen sind im Laufe der Jahrhunderte nicht besser geworden.

Zurück zu Wesley: Nach seinem Universitätsstudium wurde Wesley Polizeibeamter in London in der Abteilung für Kunstdiebstahl, Kunstfälschung, Kunstschmuggel … Dann beschlossen er und seine Frau, aufs Land zu ziehen, um dort ein ruhigeres Leben zu führen, was zur Versetzung nach Tradmouth führte. Wesley beginnt in Tradmouth an der Südküste Englands als Detective Sergeant. Bald wird sein Chef Detective Inspector Gerry Heffernan zum Detective Chief Inspector befördert und Wesley wird Detective Inspector.

Wesley liebt seine Arbeit, obwohl er manchmal – so glaube ich – über seine verpassten Chancen in der Archäologie nachdenkt, vor allem, wenn er mit Neil zusammen ist. Er ist engagiert und arbeitet viele Stunden. Seine Frau Pam, eine Lehrerin, ist nicht so glücklich mit seinem Job, vor allem nach der Geburt ihrer Kinder, einem Jungen und einem Mädchen. Für Pam ist es anstrengend, sich um den Haushalt, das Kleinkind und das Baby zu kümmern, dazu noch ihr Teilzeitjob – es droht eine Krise … Doch im Laufe der Jahre wachsen die Kinder zu Teenagern heran und bringen neue Probleme mit nach Hause – wie alle anderen Teenager auf der Welt auch. Pam überlebt eine Krebserkrankung, was Wesley zu mehr Engagement zu Hause und in seiner Familie bringt.

Wesleys Eltern sind beide Ärzte in London; sein Vater ist sogar ein Fellow of the Royal College of Surgeons. Seine Schwester ist ebenfalls Ärztin und mit dem örtlichen Vikar verheiratet. Wesley hatte nie einen Hang zur medizinische Wissenschaft; er mag es auch nicht, wenn er gezwungen wird, an einer Leichenschau teilzunehmen. Wesley und Pam sind bei weitem nicht so wohlhabend wie der Rest der Familie. Pams Mutter ist – mein Eindruck – eine Kreuzung aus einem älteren Hippie, einer männermordenden Diva, einem alkoholverliebten Partytier … und einem Unruhestifter.

Ich möchte nicht vergessen zu erwähnen, dass Pams Mutter Moriarty in Wesleys Haushalt eingeführt hat – sehr zur Freude ihrer Enkelkinder. Moriarty ist ein selbstbewusster Kater, der den Haushalt von da an im Hintergrund regiert und für Ruhe und Ordnung sorgt. Wesley und Pam träumen hin und wieder von einer glänzenden Zukunft, wenn ihre Kinder erst einmal erwachsen sind, das Heim verlassen haben und das Geld nicht mehr so knapp ist, um über die Runden zu kommen.

Eine kurze Anmerkung, warum ich so ausführlich auf den familiären Hintergrund eingehe: In den Büchern sind die Entwicklung von Wesleys Familie, Neils Privatleben sowie das Privatleben von Wesleys Kollegen immer präsent und Teil der Geschichten. Bei der Lektüre der Bücher war ich nicht nur an der Lösung des Krimis interessiert, sondern auch daran, wie alle Figuren ihr Leben weiterführen.

Neil war übrigens einmal in Pam verknallt, aber Pam zog Wesley vor. Der Freundschaft der beiden Männer hat das aber keinen Abbruch getan. Neil arbeitet als Archäologe im Außendienst für die Archäologische Abteilung der Region und ist immer damit beschäftigt, etwas auszugraben, zu rein gen und zu restaurieren, zuzuordnen, zu systematisieren – er hat nur sehr wenig Zeit, sich z. B. mit Frauen zu beschäftigen. Trotzdem hat er manchmal eine Freundin … Er ist leidenschaftlich bei der Arbeit und liebt nichts mehr, als die Geheimnisse der Vergangenheit zu enträtseln.

Wesleys Kollegen bei der Polizei sind genauso engagiert und leidenschaftlich, genauso gelangweilt von ihrem Tagesgeschäft, genauso erpicht darauf, nebenbei etwas Geld zu verdienen, wie all die anderen Menschen, die in der Verwaltung arbeiten. Kurzum: Sie sind keine Heiligen!

Gerry Heffernan ist Wesleys Chef und er mag Wesley. Gerry ist korrekt und streng, wenn es um Fehlverhalten, Faulheit oder Lügen geht. Wesley ist immer weit weg von dieser Ecke des Jobs, so dass beide gut miteinander auskommen. Gerry ist ein Witwer mit zwei Kindern an der Universität und manchmal voller Ideen, wie man am Rande des Zumutbaren Geld verdienen kann. Plötzlich erfährt er, dass er noch ein weiteres Kind hat, das auch schon erwachsen ist. Das Privatleben ist durchaus sehr anstrengend für ihn.

… und dann ist da noch Rachel Tracey (inzwischen Detective Sergeant und Wesley unterstellt!). Rachel ist in Wesley verknallt, und Wesley ist auch in Rachel verknallt, aber Wesley hat eine Frau und zwei Kinder, und seine Frau kämpft mit ihrem Haus und kämpft gegen den Krebs und … Wesley wird ein hingebungsvoller Ehemann – wieder. Rachel ist jetzt verlobt und verschiebt ihre Heirat zweimal – wenn ich mich richtig erinnere … Schließlich ist sie verheiratet, aber sie scheint nicht so glücklich zu sein, wie man es von einer Frischvermählten erwarten würde.
Na ja, vielleicht … warten wir ab!

Warum mag ich die Serie?
Die Mischung aus einem aktuellen Fall und einem Verbrechen in der Vergangenheit ist einfach faszinierend, denn im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Wesen der Menschen nicht verändert – ganz offensichtlich!

… und nebenbei bemerkt: Wesley ist schwarz. (Seine Eltern sind aus Trinidad eingewandert und haben Karriere im Gesundheitswesen gemacht und wurden (sehr!) erfolgreiche Ärzte.) Wesley hat eine gute Ausbildung genossen und gehört einer ethnischen Minderheit an, was sich in der heutigen Polizeiorganisation sicherlich auszahlen wird! (Es gibt hier und da ein paar Andeutungen …)

Also lehnt euch in eurem Lieblingssessel zurück und taucht ein in diese besondere Mischung aus aktuellen und vergangenen Ereignissen, garniert mit einer spannungsgeladenen Jagd nach dem Täter. Es Krimi-Comfort Food-Kost vom Feinsten!

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare