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“Mach das Beste aus dem, was wir noch haben”, sagte er laut und hatte einen Omar-Khayam-Moment, als er den Schlüssel in die Haustür steckte, “bevor auch wir in den Staub hinabsteigen”, und ging hinein, um Dora zu sehen und zu küssen, die auf der anderen Seite der Tür stand und auf ihn wartete.
aus: Die Tote im Pfarrhaus (eigene Übersetzung)
Wexford, sein Leben und seine Fälle
Seit Mitte der 60er Jahre gibt es Inspektor Wexford und seine Ermittlungen zu Verbrechen aller Art, insbesondere Mord. Zu diesem Zeitpunkt ist er 52 Jahre alt und lebt mit seiner Frau und seinen Töchtern auf dem Lande in Südengland … die Töchter sind bereits erwachsen und sind dabei, ihr eigenes Leben zu führen.
Wir verfolgen Wexfords Abenteuer über die nächsten fünfzehn bis zwanzig Jahre (oder so) – gemessen in seinem Zeitrahmen. (In Wirklichkeit werden etwa 50 Jahre zurückgelegt …) Wexford geht schließlich in den Ruhestand und erlebt noch ein paar Fälle als Berater der Polizei während dieser Zeit, als er Mitte bis Ende 60 ist. Fast alle seine Fälle spielen in Kingsmarkham, einer fiktiven Kleinstadt im Süden Englands.
Was ist zu erwarten?
Ist Wexford einer dieser Einzelgänger, die planlos herumstochern, nachdenken, zusammenhanglose Fragen über unwichtige Dinge stellen, dann ganz für sich selbst Schlussfolgerungen ziehen und schließlich alle Verdächtigen versammeln, um die Lösung zu präsentieren?
Lebt Wexford in einem idyllischen Cottage auf dem englischen Lande, wo immer ein paar exzentrische Nachbarn für Ärger und Mord sorgen … warum auch immer? (Ihr kennt sicher diese malerischen Kulissen und Romane …)
Ist Wexford einer dieser traurigen und unglücklichen Polizeibeamten, die zu viele Leichen und Fälle gesehen haben, zu viele Justizirrtümer, zu viel Elend … das man nur noch mit viel Alkohol ertragen kann?
Wexford lebt ein eher unauffälliges, aber glückliches Leben in einer unauffälligen Kleinstadt. Es gibt ein traditionelles Umfeld und Ambiente, aber es gibt auch Neubauten (Bausünden) und soziale Brennpunkte. Es gibt wohlhabende Leute, sogar reiche Mitmenschen, es gibt eine breite Mittelschicht – und es gibt die Arbeiterklasse und die menschlichen Sozialfälle. Wexford kommt mit allen klar.
Wexford verlässt sich auf Mike Burden, seinen Freund, Assistenten und schließlich Nachfolger im Job. (… und es gibt natürlich noch mehr Ermittler …) In Kingsmarkham existiert ein kleines Polizeiteam, das sich um alle Vorfälle kümmert – und dieses Team ist frei von jeglichen Karrierespielchen und ähnlichen Machenschaften. Trotzdem läuft nicht immer alles rund.
Wenn man bedenkt, dass die Romane in den 60er Jahren beginnen, ist es nicht verwunderlich, dass alles ein wenig unaufgeregt wirkt: Es gibt keine Smartphones (am Anfang), keine Computer, keine Drogenbanden und Menschenhändler, die sich mit jungen Mädchen aus Osteuropa beschäftigen. Trotzdem sind alle Fälle spannend.
Ich habe alle Romane gelesen, als sie veröffentlicht wurden; der Schwerpunkt war in den 80er Jahren. In den meisten geht es um Kriminalität im Familien- und Freundeskreis, die oft ganz harmlos beginnt, aber bald außer Kontrolle gerät. Das liegt immer daran, dass Amateure herumspielen und Risiken eingehen, die sie nicht abschätzen können. Außerdem wird manchmal plötzlich das gewohnte Leben von außen aufgewühlt und Wexford muss der Realität auf den Grund gehen, die sich hinter dem äußeren Schein verbirgt. Es ist immer spannend und es gibt bis zum Schluss viele Irrwege, die aufgedeckt werden müssen.
Kurz: Wexford muss sich stets darauf einstellen, tief in das Leben der Opfer und der Verdächtigen einzutauchen und im Dreck herumzuwühlen. Er erfährt so viel über die seelischen Abgründe, die sich auftun, wenn das soziale Leben in Gefahr gerät, zerstört zu werden.