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Am Rande des Kontinents, nicht weit vom unteren Ende des Wilshire Boulevards und direkt oberhalb des Santa Monica Beachs, lehnte Jesse Stone im Dunkel am Geländer und starrte ins Nichts, während unter ihm der schwarze Ozean in Richtung Japan davonrollte.
Auf der Ocean Avenue war alles ruhig. Die Straßenlaternen hinter ihm verströmten ihr unbarmherziges Licht. Vor ihm lag die vollkommene Finsternis über dem ständigen verächtlichen Murmeln des Meeres.
Ein schwarzweißer Streifenwagen näherte sich und stoppte in der Parkbucht hinter seinem Wagen. …
»Ich war Polizist. Ich verlasse die Stadt und wollte vorher nur noch einen Moment hier haltmachen.« …
»Sie haben Alkohol getrunken«, sagte der Cop.
»Ich warte hier, bis ich wieder nüchtern bin.«
»Ich kann Sie in ihrem Wagen nach Hause bringen«, bot der Polizist an. …
»Ich bleibe hier und warte, bis ich wieder nüchtern bin.« …
Sonst kam niemand vorbei. Bis auf das unentwegte Rauschen des tiefschwarzen Wasser war kein Laut zu hören. Das Licht der Straßenlaternen hinter ihm begann zu verblassen und er bemerkte die Umrisse des Piers zu seiner Linken. Er drehte sich langsam um, warf einen Blick auf die Stadt, die hinter ihm lag, und stellte fest, dass es dämmerte. Das Licht der Laternen hatte sich gelb verfärbt, der Himmel im Osten wurde weiß. Er warf einen letzten Blick auf den Ozean, ging zu seinem Wagen zurück und stieg ein. Er fuhr über die Ocean Avenue zum Santa Monica Freeway und wandte sich dort nach Osten.
aus: Das dunkle Paradies
Ein Cop im “Paradies”
Erst einmal … Ich habe die Filme im TV gesehen – und erst danach habe ich angefangen, die Romane zu lesen. Ich bin total beeindruckt und begeistert von den Filmen, vor allem von Jesse Stone, dargestellt von Tom Selleck. Für mich wird Tom Selleck immer der einzig wahre Jesse Stone sein, auch wenn der Jesse Stone in den Filmen etwa zwanzig Jahre älter ist als der Jesse Stone in den Romanen – und vielleicht auch erheblich depressiver.
Jesse Stone verabschiedet sich von Los Angeles und zieht nach Massachusetts, um in Paradise ein neues Leben zu beginnen. Paradise ist eine kleine Stadt am Atlantik, die mit Kalifornien nicht vergleichbar ist. Jesse wird viel Zeit haben, um über sein Leben nachzudenken, über seine Frau, von der er nun geschieden ist – ein Zustand, den er nicht akzeptieren kann.
Außerdem wird er viele einsame Nächte haben, in denen er in seinem Lieblingssessel sitzt, ein Glas in der Hand und die Whiskeyflasche an seiner Seite. Wenn man sein Leben zusammenfasst, ist er ein hoffnungsloser Fall. Seine Frau kann er nicht vergessen, obwohl es immer wieder einige Frauen gibt, die aber eher so etwas wie One-Night-Stands sind.
Endlich bekommt er Gesellschaft: einen großen Hund, der umherstreift und bei Jesse ein neues Zuhause gefunden hat. Von nun an sitzen sie zusammen im Haus und beobachten das Meer und den Horizont.
Allerdings gibt es auch in einem Paradies namens Paradise Verbrechen. Jesse ist der Chef eines kleinen Teams, das sich um alles kümmert: Verkehrsverstöße, Ehestreitigkeiten, Diebstähle und Einbrüche, irgendwelche Betrügereien … und Mord. Am Anfang gibt es ein wenig Streit und Zähneknirschen, denn Jesse ist neu in der Stadt … und das Team ist einen anderen Chef gewohnt. Doch schon bald wird Jesse akzeptiert und alle arbeiten im täglichen Geschäft so gut wie möglich zusammen.
Obwohl Paradise ein nettes kleines Dorf ist, so malerisch wie jede dieser Kleinstädte an der Ostküste der Neuengland-Staaten, gibt es natürlich Schwerverbrechen. Jesse muss sich darum kümmern, egal ob es sich um Mord im Familienmilieu oder um organisiertes Verbrechen handelt, das offene Rechnungen begleicht.
Jesse ist ein guter Detektiv, und er ermittelt gerne. Er kann nicht aufhören, bis die Täter hinter Schloss und Riegel sind. Manchmal ist das nicht so einfach, wie es klingt. Natürlich – wenn es um schwere Verbrechen geht, sind höhere Ebenen der Polizeiverwaltung zuständig, vielleicht sogar das FBI. Jesse kann mit ihnen umgehen.
Aber jede Stadt, auch wenn sie noch so klein ist, hat ihre eigenen Regeln und Machthaber. Es gibt politische Führer auf lokaler Ebene, die ihre eigenen Ziele verfolgen. Es gibt wirtschaftliche Fallstricke wie vor langer Zeit getroffene Vereinbarungen … All das kann den Lauf der Gerechtigkeit behindern, vor allem, wenn der Polizeichef neu im Amt ist, sich beweisen möchte und nur Recht und Ordnung im Sinn hat. Der Ärger ist vorprogrammiert.
Jesse bleibt sich aber immer selbst treu und löst seine Fälle. Fast immer ist er erfolgreich, aber das hilft ihm leider bei keinem seiner privaten Probleme.