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Kate entsann sich ihrer Kindheit als einer glücklichen und geborgenen Zeit. Bis zum heutigen Tag vermochte sie nicht zu begreifen, weshalb sie dann später ihr Leben nicht hatte auf die Reihe bringen können. Es gab keinen ersichtlichen Grund.
Ihre Bilanz: Mit neununddreißig Jahren noch immer allein lebend, ohne Mann, ohne Kinder, ohne Lebensgefährten, ohne Freunde. Beamtin der Metropolitan Police, bis vor einem Jahr auf dem Rang eines Detective Constable dümpelnd, was ungewöhnlich und peinlich war, gemessen an ihrem Alter und an all den Jahren, die sie bereits im Yard verbracht hatte. Im vergangenen September endlich die Prüfung und anschließende Beförderung zum Detective Sergeant. Geändert hatte sich dadurch nichts. Die Kollegen blieben auf Abstand, niemand suchte Kates Nähe, wenn es nicht unbedingt erforderlich war. Es war ihr nicht entgangen, dass man über sie tuschelte und dass man die Augen verdrehte, wenn sie in Gesprächsrunden das Wort ergriff. Irgendwie schein es immer falsch zu sein, was sie sagte, oder sie formulierte es in einer Weise, dass es falsch bei den anderen ankam. …
Sie ahnte, dass man sich fragte, wie, um alles in der Welt, es ihr gelungen war, ihren Fuß ausgerechnet bei Scotland Yard in die Tür zu bekommen, und dass man vermutete, sie habe irgendwelche Beziehungen ihres Vaters genutzt. Was nicht stimmte.
aus: Die Betrogene
Ein Mauerblümchen?
Kate Linville stammt aus Scarborough in Yorkshire, wo ihr Vater als erfolgreicher Kriminalbeamter agierte, ein Detective Chief Inspector (DCI) der North Yorkshire Police, bevor er in den Ruhestand ging. Kate trat beruflich in seine Fußstapfen, als sie bei der Metropolitan Police in London begann, aber ihr Weg führte nicht zur ersehnten Karriere. Später wechselt sie auf eine Stelle in Scarborough, aber auch das scheint nicht unter einem guten Stern zu stehen.
Sie ist Anfang vierzig, allein und einsam – schließlich leistet ihr eine Katze Gesellschaft. Modische Kleidung scheint unbekanntes Terrain zu sein. Sie hat Instinkt, aber wenig Feeling für Situationen und ihre Kollegen: sie scheint immer wieder in Fettnäpfchen zu treten, was sie nicht gerade beliebt macht. Man hat nicht unbedingt den Eindruck, dass ihr der Job Spaß macht, obwohl sie mit großer Hingabe ermittelt und versucht, ihre Fälle aufzuklären – was ihr auch gelingt. Ist sie ein unverstandenes Mauerblümchen? Ein Ermittlungsgenie, das niemand so recht wahrnimmt?
Ihr erster Fall ist eigentlich gar nicht ihr Fall: ihr Vater, der DCI im Ruhestand, wird brutal ermordet.
Natürlich kann es Kate nicht lassen … Sie muss mitmischen und ermitteln, auch wenn Yorkshire nicht ihr Zuständigkeitsbereich ist. Sie bekommt zwar ausreichend Urlaub, um das Haus ihres Vaters aufzuräumen und zu verkaufen, aber sie beschäftigt sich ausschließlich mit dem Mord an ihrem Vater. Sie eckt natürlich an.
Da ist DCI Caleb Hale, der die Morduntersuchung leitet, zwar sehr bereitwillig Informationen weitergibt und ausführlich über den Ermittlungstand berichtet, aber Kate am liebsten wieder nach London zurückschicken würde, denn er ist nicht überzeugt, dass ihre Aktivitäten helfen. Hale kämpft nicht nur in seinem Job und gegen Kates Einmischung, sondern auch mit seinem Dämon Alkohol, dem er letztlich erneut unterliegt. Er und sein Team konzentrieren sich auf die Fälle, die Kates Vater in all den Jahren bearbeitet hat, denn sie glauben, dass hier der Schlüssel zu der brutalen, blutigen Tat verborgen liegt. Problematisch wird es erst, als weitere Opfer auftauchen …
Kate dauert das alles viel zu lange und sie beginnt, Staub aufzuwirbeln. Schließlich zeigt sich, dass die Tat ganz andere Ursachen hat, als zuerst vermutet. Für Kate wird es dramatisch, denn sie muss erkennen, dass ihr Vater, der von ihr auch nach seinem Tod noch vergöttert wird, plötzlich von seinem Thron stürzt. Bis es soweit ist, hat Kate genug Gelegenheiten, gegen Regeln der Polizeiarbeit und der Disziplin in der Befehlskette zu verstoßen. Es gibt ein dramatisches, turbulentes Finale mit einer Explosion von Gewalt.
Dies alles ist eingebettet in verschiedene Nebenhandlungen. Polizisten können sich nicht immer nur mit einem Fall beschäftigen, aber schließlich werden die Handlungsstränge entflechtet. Dieses Prinzip zieht sich durch alle Romane: Es gib eine Haupthandlung und verschiedenen Nebenkriegsschauplätze – und es ist Aufgabe der Polizei, überall zu ermitteln, alles zu bewerten und schließlich die richtigen Schlüsse zu ziehen. Kate folgt immer ihrem Instinkt, auch wenn sie damit die Grenzen ihrer Position bei der Polizei überschreitet und sich bei ihrem Vorgesetzten unbeliebt macht.
… und immer wieder gibt es aufgrund von Kates Aktionen gefährliche Situationen, aus denen Kate nicht unbeschadet herauskommt, auch wenn es das Ende der Jagd nach dem Täter bedeutet.
Alle Fälle sind komplex … und es gibt immer wieder Fälle exzessiver Gewalt. Schon bei der Ermordung von Kates Vater zeigt sich am Ende, dass alles auf einen Tat zurückgeht, die viele Jahre zuvor begangen wurde. Auch in den weiteren Fällen kommt Ereignissen der Vergangenheit eine Schlüsselrolle zu, was die Ermittlungen nicht gerade vereinfacht.
Kate kann sich natürlich nicht entschließen, das Haus ihrer Vaters nach seinem Tod zu verkaufen, sondern sie vermietet es. Ein Fehler, wie sich herausstellt, denn die Mieter verwüsten ihr geliebtes Elternhaus. Kate ist also gezwungen, sich erneut mit diesem Haus in Yorkshire zu beschäftigen. Sie lässt es renovieren, neu einrichten und zieht selbst ein, nachdem sie ihren Job bei der Metropolitan Police in London gegen eine Stelle in Scarborough getauscht hat.
Zwischen Kate und Caleb Hale entwickelt sich langsam eine Art Beziehung, aber Hale wird aufgrund seiner Alkoholprobleme suspendiert und scheint geneigt, der Polizei den Rücken zu kehren. Es wird auf der privaten Seite nun langsam spannend. Fortsetzung folgt.