kinsey millhone, eine privatdetektivin der alten schule

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Mein Name ist Kinsey Millhone. Ich bin Privatdetektivin mit einer Lizenz vom Staat Kalifornien. Ich bin zweiunddreißig Jahre alt, zweimal geschieden, keine Kinder. Vorgestern habe ich jemanden getötet, und das liegt mir schwer auf der Seele. Ich bin ein netter Mensch und habe viele Freunde. Mein Appartement ist klein, aber ich lebe gern auf engem Raum. Die meiste Zeit meines Lebens war ich in Wohnwagen zuhause, aber die sind neuerdings für meinen Geschmack zu perfekt geworden, deshalb bewohne ich jetzt ein Einzelzimmer, eine »Junggesellenbude«. Ich habe keine Haustiere. Ich habe keine Zimmerpflanzen. Ich bin viel unterwegs, und da lasse ich nicht gern etwas zurück. Abgesehen von den Gefahren meines Berufs war mein Leben immer alltäglich, ereignislos und gut. Jemanden getötet zu haben, gibt mir ein komisches Gefühl, und ich habe es noch nicht ganz verarbeitet. Ich habe schon vor der Polizei ausgesagt, habe das Protokoll Seite für Seite mit meinen Initialen versehen und anschließend unterschrieben. Einen ähnlichen Bericht habe ich für die Akten in meinem Büro aufgesetzt. Die Sprache in beiden Dokumenten ist neutral, die Wortwahl abstrakt und beide sagen letztlich nicht genug.

aus: Nichts zu verlieren. A wie Alibi.

Eine Frau mit Grundsätzen

Kinsey Millhone erscheint wie eine Tochter von Lew Archer und eine Enkelin von Philip Marlowe. Beide sind die klassischen, kalifornischen Privatdetektive, aktiv in der Umgegend von Los Angeles, einsame Wölfe, enttäuscht vom Leben, ihrer Vergangenheit und all dem Bösen, das sie kennengelernt haben. Gleichzeitig sind sie immer noch von Recht und Ordnung und der Notwendigkeit überzeugt, ihre Fälle bis in die letzten Eckchen aufzuklären – und sie sind harte Kerle, sehr harte, coole Kerle.

Wir sind also jetzt in den 80er Jahren und die Privatdetektivin ist weiblich. Das Ambiente hat sich verändert: Kinsey hat weniger mit sehr reichen Klienten zu tun, obwohl es viele einflussreiche Leute gibt, die in ihre Fälle irgendwie verwickelt sind und Kinsey das Leben schwer machen. Alle ihre Fälle scheinen jedoch etwas weniger sauber und glatt geschliffen zu sein als die Verbrechen, die ihre Vorgänger untersuchten – es ist eher immer ein mehr oder weniger großes Durcheinander, wenn Kinsey aktiv ist. Natürlich hat sich die Gesellschaft in den 80er Jahren (nach den rebellischen 70er Jahren) dramatisch verändert und alles ist inzwischen eher grau als schwarz-weiß.

Aber auch Kinsey ist ein harter, cooler Kerl.

Nachdem sie zuerst eine Karriere bei der Polizei von Santa Teresa begonnen hat, kündigt sie für einen Ermittlungsjob bei einer Versicherungsgesellschaft, der sie in die Selbstständigkeit als Privatdetektivin führt. Ihr Leben ist recht einfach und bescheiden, denn sie hat kein Geld, das sie über das Nötigste hinaus ausgeben könnte. Aber das passt zu ihrer Philosophie. Sie mag ihr kleines Büro und ihre kleine Wohnung – und sie hat keine Lust auf viele Klamotten, teure Kleidung und exquisites Make-up oder insgesamt einen kostspieligen Lebensstil.

Im Allgemeinen trägt sie Jeans und T-Shirts, vielleicht einen Blazer darüber – für besondere Anlässe besitzt sie ein Kleid, ein kleines Schwarzes. Sie mag Fast Food und hat nie ein Problem, einen deftigen Hamburger runterzuschlingen.

Ab und zu bleibt ein Mann über Nacht, aber Kinsey hat keine Ambitionen, ein drittes Mal zu heiraten. Die Männer sind also Freunde und gelegentliche Bettgenossen – mehr nicht.

Kinseys Leidenschaft ist es, zu ermitteln. Wenn es einen Fall gibt, kann sie nicht aufhören, bis alles ans Tageslicht kommt, auch wenn das ihr und vor allem ihrem Einkommen schadet. Sie ist zäh und nimmt jeden Kampf auf, auch wenn das zu blauen Flecken, Schusswunden, gebrochenen Knochen … führt. Manchmal ist sie nicht weit vom Tod entfernt. Am Ende ist sie erst zufrieden, wenn alle Übeltäter angeklagt werden oder tot sind. Da bleibt nicht viel Zeit für ein Privatleben.

In der Regel beginnen Kinseys Fälle mit einer ganz harmlosen Anfrage, wie der Suche nach einem vermissten Angehörigen oder der Bitte, ein Paket, einen Scheck … oder was auch immer abzuholen oder zu liefern. Ein einfacher Job, denkt Kinsey, leicht verdientes Geld, doch bald danach bricht die Hölle los. Die Leute lügen gerne, sogar gegenüber einem Privatdetektiv, den sie engagiert haben. Niemand scheint mehr unschuldig zu sein, niemand scheint das zu sein, was er oder sie vorgibt zu sein … eine Leiche taucht auf, vielleicht sogar aus der Vergangenheit. Die nächste Leiche … Plötzlich findet sich Kinsey in einem Netz aus Lügen und Täuschung wieder und scheint im Fokus des Täters zu stehen, der sie aus dem Weg räumen will.

… und jeder Bericht, den Kinsey für sich selbst, ihre Akten oder die Polizei schreibt, endet damit, dass es eine Explosion von Action und Gewalt gibt.

Über fast ein Jahrzehnt ist Kinsey aktiv: Es gibt 25 Fälle. (Der 26. Fall ist unvollendet, weil die Autorin gestorben ist und sie nicht wollte, dass ein anderer ihren Roman zu Ende führt.)

Kinsey Millhone hat Geschichte geschrieben – die erste weibliche Privatdetektivin in der Nachfolge von Marlowe und Archer, deren Fälle in das soziale Umfeld und die Bedingungen der 80er Jahre einbettet sind.

Glaubt mir: Die Romane sind auch heute noch interessant, lebendig und lesenswert.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare