rebus im dunklen edinburgh

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»Die Straße macht keine Kurve«, sagte Clarke. »Sie war nicht glatt, auch nicht vereist oder ölverschmiert. Muss ziemlich schnell gefahren sein, gemessen am Schaden …« Wohl wahr: Die Kühlerhabe des Golf hatte sch beim Aufprall gegen die ehrwürdige alte Eiche zieharmonikaartig zusammengefaltet. Sie gingen an dem kaputten Zaun vorbei und den Hügel hinunter. … «Geht’s ihm gut?», fragte Rebus. «Ist eine Sie», korrigierte ihn Clarke. «Der Wagen ist auf Jessica Traynor zugelassen. Auf eine Adresse im Londoner Südwesten. Jessica liegt im Krankenhaus.« Rebus ging um den Wagen herum. Er war noch kein Jahr alt, perlmuttfarben. Soweit er feststellen konnte, hatten die Reifen ausreichend Profil. Die Windschutzscheibe war herausgebrochen, Fahrertür und Kofferraum standen sperrangelweit offen, beide Airbags waren aufgegangen. «Und wir sind hier, weil …» Clarke schlug die Mappe auf. «Hauptsächlich, weil ihr Vater anscheinend Beziehungen hat. Kam von ganz oben: Achte drauf, dass wir nichts übersehen.» «Was gibt’s denn zu übersehen?»

aus: Schlafende Hunde

Whisky und Music

Rebus überlebt im dunklen Edinburgh nur mit Whisky und Musik.

Als die Serie begann, war er etwa 40 Jahre alt, heute ist er Mitte 60. In den letzten Jahren ist er nicht analog zum realen Zeitverlauf gealtert, sondern etwas langsamer. Was die Dienstgrade betrifft, so begann er als DS (Detective Sergeant) und wurde DI (Detective Inspector) – die Pensionierung folgte. Es folgte danach eine kurze Phase in einer Spezialeinheit für ungeklärte Fälle … Es folgte eine Wiedereinstellung als DS … Es folgte eine weitere Pensionierung wegen Krankheit. Die ganze Zeit über frönte Rebus seinen ganz eigenen Prioritäten, ging in seinem Karrieredschungel verloren und wurde manchmal vergessen.

Allerdings wohnt er all die Jahre an der gleichen Adresse, in der gleichen Wohnung – nur wegen seiner schlechten Gesundheit zieht er schließlich in eine Wohnung im Erdgeschoss um. Natürlich zieht er mit seiner Musiksammlung um … seinen Aktennotizen …

Rebus’ Edinburgh ist ein schmutziges Edinburgh. Der Großstadtdschungel quillt über von Polizeiintrigen und dubiosen Machenschaften, politischen Affären, Umstrukturierungen innerhalb der Polizeiorganisation, Bandenkriegen, Kriminellen aller Couleur und Verbrechen aller Art. Rebus bewegt sich zwischen karrieregeilen Kollegen und korrupten alten Hasen. Mächtige Leute versuchen immer mal wieder, den Weg der Gerechtigkeit umzuleiten oder gar zu stoppen. Es scheint, dass Rebus in seinem Berufsleben etwas über alles Schlechte und Böse dieser Welt gelernt hat – dennoch scheint er nichts davon zu akzeptieren oder gar sein Leben danach auszurichten.

Also: Ist Rebus ein Unschuldslamm? Verloren in diesem üblen, dunklen Dschungel?

Rebus überlebt, sammelt aber ein paar Leichen in seinem Keller. Von Beginn seiner Karriere an beschäftigt er sich vor allem mit seinen Kollegen und seiner Arbeit. Er drückt beide Augen zu, wenn es nötig ist, er setzt sich für seine Kollegen ein, wenn es nötig ist … er deckt sie. Trotzdem versucht er immer, eine bestimmte Grenze nicht zu überschreiten, die für ihn gefährlich werden könnte. Obwohl er in all den Jahren und bei all seinen Fällen manchmal sogar kurz vor der Entlassung stand, hat er es immer geschafft zu überleben.

Es wird jedoch nie ganz klar, welche Art von Leichen in seinem Keller schlummern, vor allem später, als sich die Polizei neu erfindet, um in der modernen Zeit Schritt halten zu können, tauchen ab und zu “Leichen” auf. Eine von Rebus’ Tugenden ist es, zu schweigen und zu warten, bis sich der ganze Trubel gelegt hat. Damit kommt er insgesamt gut zurecht.

Offensichtlich ist Rebus unbestechlich – zumindest gibt es nie irgendwelche Spuren … Er ist immer davon besessen, zu ermitteln und einen Fall zu lösen. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, ob er jemandem auf die Zehen treten muss, insbesondere wenn es sich um die Zehen von mächtigen Leuten oder hochrangigen Polizeibeamten handelt. Während seiner Laufbahn vertraute er auf sein Bauchgefühl, das ihm sagte, dass es unter der schimmernden Oberfläche immer etwas gibt, das ein Verbrechen wert zu sein scheint. Er kann nie sicher sein, dass der Schuldige im Gefängnis landet, aber zumindest erhält er seine Genugtuung. Natürlich bei seinen Kollegen und Vorgesetzten immer unbeliebt, wenn er seinen eigenen Spuren folgt und nach seinen eigenen Regeln arbeitet.

Nach all den Jahren hat sich Rebus einen Namen gemacht. In seinem Kielwasser schwimmt lange Zeit Siobhan Clarke, die sich langsam hocharbeitet und schließlich DI wird. Sie mag Rebus und sie verflucht ihn gleichzeitig für seine Sturheit. Vor Jahren hatten sie eine kurze Affäre, aber heute sind sie Freunde. Gute Freunde. Siobhan ist unzufrieden mit der Polizeiarbeit, aber sie weiß keinen Ausweg. Sie gerät in Schwierigkeiten durch interne Ermittlungen und muss darum kämpfen, ihren Ruf zu retten. (Ich kann mich an keine anderen Kollegen von Rebus erinnern, die so loyal und aufrichtig wie Siobhan sind bzw. waren.)

Rebus war einmal verheiratet und wurde dann geschieden. Er hat eine Tochter und eine Enkelin, aber es gibt nur wenig Kontakt. Nur wenn eine von ihnen sich Sorgen macht, erinnern sie sich an Rebus und rufen um Hilfe. Rebus ist zwar immer mit seiner Arbeit schwer beschäftigt, aber wenn er gerufen wird, tritt er sofort in Aktion.

Rebus’ Leben wird durch die Ermittlung zu Verbrechen bestimmt und nach seiner ersten Pensionierung ist er verloren. Er weiß nicht, was er den ganzen Tag über tun soll, und kehrt zur Polizeiarbeit zurück, um ungeklärte Fälle zu lösen. Sein Leben besteht eben aus Arbeit, Whisky und Musik …

… und da ist noch sein Erzfeind: “Big Ger” Cafferty, ein Unterweltboss, der in Edinburgh herrscht. Von Zeit zu Zeit kreuzen sich ihre Wege. Rebus ist von Cafferty besessen, aber Cafferty entwischt ihm immer wieder … (Kein Spoiler, aber vielleicht löst der nächste Roman den ewigen Konflikt.)

Rebus’ Welt ist düster und voller Verbrechen, Grausamkeit und gemeiner Menschen. Die Romane tauchen tief in diese Welten ein und sind von Anfang an bis heute interessant zu lesen. Ich mag diese dunkle Welt.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare