rei shimura, die unruhestifterin

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Ich hatte von Anfang an den Verdacht, daß mich Nana Mihoris tansu-Kommode zu viel kosten würde.
Der japanische Antiquitätenmarkt ist brutal. Es gibt kaum noch gute Sachen; selbst wenn man genug Geld hat, stehen die Chancen, ein tolles Stück zu finden, schlecht. Schon als ich den Auftrag annahm, hatte ich das Gefühl, daß es Ärger geben würde. Allerdings erwartete ich nicht, daß eine Kommode mich fast um alles bringen würde, was ich besaß.
Das erste, was ich verlor, war ein Urlaub.

aus: Zuflucht im Teehaus

Immer nur Unruhe stiften

Rei Shimura ist 27 Jahre alt, als sie zum ersten Mal in einen Mordfall verwickelt wird. In den nächsten drei Jahren hat sie immer wieder mit Mordfällen und damit verbundenen Verbrechen zu tun. Dabei ist sie keine Kriminalkommissarin, die für die Polizei arbeitet – oder gar eine Privatdetektivin: Sie ist Kunsthistorikerin, spezialisiert auf japanische Kunst. Allerdings sorgt ihr berufliches Herumhampeln immer wieder dafür, dass sie in Schwierigkeiten gerät.

Rei ist in San Francisco als Kind wohlhabender Eltern aufgewachsen: ihr Vater ist japanischer Herkunft, ihre Mutter ist Vollblut-Amerikanerin. Sie spricht fließend Japanisch mit nur leichtem Akzent – leider gehörte ihre Leidenschaft nie dem Lesen und Schreiben der japanischen Schrift; sie kennt nur wenige (Basis-)Schriftzeichen. Sie hat in Berkeley Kunstgeschichte mit Schwerpunkt auf japanischer Kunst studiert und ihren MA gemacht. Ihre Eltern hoffen noch immer, dass sie bald an die Universität zurückkehrt, um zu promovieren … aber Rei machte sich auf den Weg nach Tokio, um in einem Museum zu arbeiten. Leider zeigte sich keine Institution in Japan an einer amerikanischen Kunsthistorikerin interessiert, die so gut wie keine Kenntnisse im Lesen und Schreiben hat. Die Tatsache, dass sie Amerikanerin ist, scheint genauso bedeutsam und hinderlich zu sein wie ihr Sprachproblem.

So muss sie sich entscheiden, ob sie eine Karriere als Hostess im Entertainment von Geschäftsleuten nach Feierabend beginnen oder Englischlehrerin werden will. Sie entscheidet sich für Letzteres, doch ihr japanisches Aussehen … Japaner scheinen junge, blonde, amerikanisch aussehende Englischlehrerinnen zu bevorzugen. Das Einkommen ist gering, und Rei teilt sich eine kleine Wohnung in einem zwielichtigen Viertel mit einem jungen Kanadier (schwul). Trotzdem liebt sie Japan.

Ein paar Jahre später … Rei beschließt, einen Neujahrsausflug zu einem berühmten Ort mit einem Tempel und viel Geschichte zu machen. Sie bekommt sogar ein Zimmer in einem kleinen, traditionellen Hotel. Ratet mal, was passiert?

Ein Mord ereignet sich.

Im Hotel haben sich einige Gäste versammelt, eine illustre Gesellschaft: ein frisch verheiratetes Paar, ein offensichtlich wohlhabendes Ehepaar, der Ehemann ein leitender Angestellter einer wichtigen Firma, während seine Frau eine verwöhnte Schönheit zu sein scheint, ein schottischer Anwalt, der auch für diese japanische Firma arbeitet, begleitet von seinem männlichen Assistenten, eine ältere amerikanische Touristin, die die Welt bereist … Als Rei am nächsten Morgen im verschneiten Garten spazieren geht, stolpert sie über den nackten Körper der verwöhnten Ehefrau.

Bis jetzt sieht es nach einem klassischen Krimi aus. Statt in einem schönen Landhaus in den Cotswolds oder an der Küste eines beliebigen Bundesstaates in Neuengland finden wir uns im ländlichen Japan wieder. Die Polizisten wirken hilflos und gehen von einem Unfall aus. Rei will es nicht glauben und beginnt, auch nach ihrer Rückkehr nach Tokio, zu recherchieren. Sie findet heraus, dass es sich um einen Mord handelt und dass das Privatleben der Hotelgäste ziemlich interessant ist. Natürlich kommen sich der schottische Anwalt und Rei näher, auch wenn er plötzlich zum Verdächtigen wird. Am Ende ist alles gut, und Rei und ihr Liebhaber reiten gemeinsam in den Sonnenuntergang.

Plötzlich lebt Rei in dem Luxusapartment ihres Liebhabers, des schottischen Anwalts, und kann ihren Antiquitätenhandel starten. Doch schon bald gibt es Ärger mit gefälschten japanischen Antiquitäten und eine weitere Leiche taucht auf. Rei beginnt zu ermitteln – wieder einmal.

… und dann ist da anschließend der nächste Fall.

… und es gibt die unvermeidliche Trennung zwischen ihr und ihrem Anwaltsfreund, der durch einen neuen Liebhaber ersetzt wird – ein Prozess, der sich wiederholt. (Alle Liebhaber von Rei sind übrigens wohlhabend …) Mit dem Anwalt wird es so eine On-Off Beziehung …

Schließlich teilt Rei ihre Zeit und ihr Business zwischen Japan und den USA, doch die Kriminalfälle versiegen nicht. Sie wird sogar eine Art Geheimagentin, die für die US-Regierung in Japan arbeitet. (… und schließlich heiratet sie!)

Der japanische Hintergrund ist in allen Romanen exotisch und interessant. Selbst ein klassisches Landhaus-Szenario wird spannend, wenn eine fremde Kultur Regie führt. Dieses Gefühl verschwindet auch nicht, wenn Rei in den USA im Auftrag japanischer Kunden agiert …

Rei Shimura ist ein echtes Highlight der Serie. Sie ist jung – nun ja: sie verhält sich die meiste Zeit wie ein Teenager und bringt sich selbst und alle um sie herum in Schwierigkeiten. Sobald sie eine Idee hat, was passiert sein könnte, wenn ein Verbrechen bzw. ein Mord geschehen ist, rast sie los und versucht, das Durcheinander zu klären – meist vergrößert sie das Chaos aber sogar noch. Sie verkleidet sich gerne, vielleicht als Dienstmädchen, und taucht unangemeldet in Häusern auf, um dort herumzuschleichen und zu schnüffeln. In ein Haus mal eben einbrechen – warum nicht? Ein paar Beweise verstecken – warum nicht? Rei ist erfinderisch, wenn sie auf Spurensuche geht. Der Kollateralschaden bei ihren Abenteuern – wen kümmert’s?

Bei jedem ihrer Abenteuer neigt Rei dazu, zu weit zu gehen, sich in riskante Situationen zu manövrieren, die mit etwas mehr Vorsicht von Anfang an vermieden werden könnten. Rei wird oft verletzt, auch schwer verletzt, aber das hält sie nicht davon ab, genau so weiterzumachen. Sie ist eine spezielle Art furchtloser Mensch … und sie bleibt furchtlos (und naiv). (Sogar in ihrem letzten Abenteuer zögert sie nicht, nach Japan in die von Erdbeben und Tsunami zerstörte Region zu rasen, um einen Freund zu suchen und zu versuchen, ihn inmitten all der Verwüstung zu retten.) Ein Todesrisiko ist ihr ständiger Begleiter.

Ihr Geschäft mit Antiquitäten ist bescheiden. Ohne die Hilfe ihrer reichen Liebhaber wären ihre Lebensumstände eher ärmlich. Dennoch strebt sie stets nach Unabhängigkeit und versucht, von ihren eigenen Mitteln zu leben, was zu Stress in der Beziehung und schließlich zur Trennung führt.

Kurz gesagt: Rei ist interessant, ihr Leben ist interessant und unbekümmert, aber auch gefährlich und entbehrt nicht der Komik; es macht jeden Roman zu einem besonderen Abenteuer.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare