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Quelle: pixabay
Als Gina das erste Mal hierhergekommen war, hatte sie die Obst- und Gemüsegärten als »Gesamtkunstwerk« bezeichnet. Überall wuchs etwas, kaum eine Fläche war ungenutzt, was vor allem an dem ausgeklügelten Bewässerungssystem lag, das Rizzi mit seinem Vater über die Jahre immer weiter ausgebaut hatte. Doch wo Gina die Schönheit von wild rankendem Wein bewunderte, sah Rizzi, dass die Zweige zurückgeschnitten, Triebe gekappt und der Boden gelockert werden musste. Er kannte hier jeden Strauch, jeden Busch und jeden Baum, hatte als Kind zwischen den Reben Verstecken gespielt und zwischen den Brombeeren und Zwergpalmen Höhlen gebaut.
Jetzt ging es langsam darum zu entscheiden, wie es mit den Gärten weitergehen sollte, ob man auch in Zukunft mit zwei Hilfskräften zur Haupterntezeit zurechtkam oder ob man mal darüber nachdenken musste, die Männer vielleicht dauerhaft zu beschäftigen, um Vito – der ja auch nicht jünger wurde – zu entlasten, und ob sich die Gärten mit den jetzigen Erträgen dann überhaupt noch rechneten.
Aber Vito durfte man mit solchen Überlegungen genauso wenig kommen wie mit den Themen »Bio« oder »Nachhaltigkeit«. …
In den nächsten Stunden arbeiteten sie stumm: der Vater am Boden, während Rizzi in die Wipfel der kleinen Bäume langte. Vito rupfte die Pfirsiche wie eine Maschine, während Rizzi mit der Schere arbeitete und bei jeder Frucht als dekorative Dreingabe ein paar Blätter mitnahm. …
Nachdem sie die Kisten verladen hatten, machte Vito sich auf den Weg, um die Ernte an die Geschäfte und Restaurants auszuliefern und die Bestellungen für die nächste Woche anzunehmen. Rizzi schaute auf die Uhr. Es war kurz vor neun. Ein Stündchen hatte er noch. …
»Es gibt einen Toten.«
aus: Mitten im August
Polizeiarbeit und der Rest des Lebens – oder umgekehrt …
Enrico Rizzi und Antonia Cirillo sind Polizisten – Streifenpolizisten. Sie sind auf Capri stationiert und kümmern sich um Verkehrsdelikte und sonstige Kleinkriminalität. Rizzi ist auf Capri geboren, kennt alle Ecken der Insel und natürlich auch alle Einwohner, na ja: fast alle. Cirillo kommt aus dem Norden Italiens, wurde degradiert und nach Capri strafversetzt. Was sie angestellt hat … darüber gibt es erst einmal keine konkreten Informationen. Sie ist fremd auf der Insel und eckt immer wieder leicht an, denn das süditalienische, süße Leben passt nicht ganz zur norditalienischen Lebensart.
Capri ist ein wenig wie ein kleiner Himmel auf Erden, vor allem für die vielen Touristen. Ärger mit den Touristen und gewieften Einwohnern, die mit dem Tourismus ihr Geld verdienen, ist an der Tagesordnung, aber dann gibt es einen Todesfall, der definitiv keine natürliche Ursache hat. Rizzi und Cirillo ermitteln … Es gibt wieder einen Toten, der … und so geht es weiter. Kapitalverbrechen gibt es ab und zu eben auch auf Capri.
Capri fällt in die Zuständigkeit der Mordkommission von Neapel, was der lokalen Polizei nicht unbedingt ins Konzept passt. Die Kollegen vom Festland sind auch nicht besonders begeistert, wenn sie auf die Insel müssen, die für alle eher unbekanntes Terrain ist. Zusammenarbeit ist angesagt, d. h. die Kollegen vom Festland erteilen Aufträge und die Kollegen auf Capri müssen springen.
Soweit die Theorie …
Enrico ist einerseits mit Leib und Seele Polizist und liebt seinen Roller, mit dem er kreuz und quer über die Insel rast. Gleichzeitig ist er die Stütze seines Vaters, der ausgedehnte Gärten pflegt, in denen typisches Obst und Gemüse gezüchtet wird. Seine Familie verdient ihren Lebensunterhalt mit dem Obst- und Gemüseanbau, dessen Produkte in den zahlreichen Restaurants und Hotels der Insel verarbeitet werden. Es ist Knochenarbeit – auch für Enrico – und Enricos Vater ist inzwischen nicht mehr der jüngste …
Es kostet Enrico Zeit, neben seinem Polizeijob den Anforderungen des Familienbetriebs nachzukommen. Der Rest des Lebens fordert ihn … Als ihm eine Stelle in Neapel angeboten wird, lehnt er ab. Ebenso verzichtet er auf einen Fortbildungskurs. Es bleibt spannend, für welche Laufbahn und Karriere sich Enrico letztendlich entscheiden wird.
Er ist um die dreißig, war verheiratet; die Ehe wurde geschieden, als ihr kleiner Sohn im Babyalter starb. Enrico lebt heute mit einer Frau, auch geschieden, und deren Tochter zusammen. Enricos Vater drängt darauf, dass die beiden heiraten und einen Sohn in die Welt setzen. Warten wir ab, was passiert.
Antonia, um die vierzig, war einmal Ermittlerin, bis sie als Streifenpolizistin auf Capri landete. Was sie genau angestellt hat, verbockt hat, wo sie Mist gebaut hat … bleibt erst einmal im Dunkeln. Sie war verheiratet und ist inzwischen geschieden. Ihr Privatleben muss bei der beruflichen Katastrophe eine Rolle gespielt haben. Ihr Ex-Ehemann lebt mit dem gemeinsamen Sohn inzwischen in Schweden, so dass Antonia m it ihrem Sohn nur eine Video-Beziehung pflegt. Mal sehen, was da noch ans Licht kommt und weiterhin passiert.
Sie hat inzwischen einen Mann kennengelernt, mit dem sie zarte Bande knüpft. Es fällt ihr schwer, sich gehen zu lassen und ihr neues Leben zu akzeptieren. Sie ist immer noch dabei, sich auf Capri einzurichten … und sie versteht nicht immer, warum Enrico hier und da einfach mal ein Auge zudrückt. Antonia ist es übrigens auch, die meist die Protokolle schreibt und sich mit der Verwaltung herumschlägt. Enrico schiebt gern diese Aufgaben auf ihren Schreibtisch.
Also haben wir Rizzi und Cirillo und Mordfälle auf Capri – und ihr anstrengendes und nicht uninteressantes Privatleben. Beide ermitteln gern auf eigene Faust, was manchmal auch ins Auge geht, aber am Ende finden sie den bzw. die Täter – und triumphieren über ihre Kollegen aus Neapel. Andererseits sind die Mordfälle eng verknüpft mit Capri, alteingesessenen Familien, Zugereisten, Saisonarbeitern, wohlhabenden Besitzern von Ferienhäusern … Capri-Ambiente umgibt die Fälle, was die Kollegen aus Neapel nicht unbedingt nachvollziehen können.