rosie winter, eine schauspielerin in new york

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An Sylvester ging ich zum letzten Casting des Jahres 1942 – meine allerletzte Chance, in den nächsten zwölf Monaten von mir behaupten zu können, ich würde in etwas anderem auftreten als in einer Maske, einem Fellkostümchen oder bei Lions-Club-Versmmlungen, wo ich Küchengeräte zu verscheuern hatte. Ich versuchte es bei Darauf können Sie Gift nehmen, einem neuen Musical, in dem die Deutschen zum Glück mal nicht auftauchten. …
Ich wurde wegen ‘zu viel Persönlichkeit’ abgelehnt. 
An derartige Ausmusterungen war ich gewöhnt, aber die Absage von Darauf können Sie Gift nehmen war mehr als nur wieder mal eine nicht ergatterte Rolle in wieder einer dieser üblen Shows. Diesmal war ich offiziell am Ende. Ich hatte seit sechs Monaten kein Engagement mehr bekommen. Es war nicht nur höchste Eisenbahn, sich Gedanken über einen anderen Beruf zu machen, ich würde wohl außerdem auch aus meiner Pension fliegen, einem Etablissement, dessen günstige Zimmer nur an arbeitende Schauspielerinnen vergeben wurden. Und als ob das alles nicht schon Grund genug gewesen wäre für eine ordentlich Scheißlaune, hatte sich zudem vor einem Monat die Liebe meines Lebens eingeschifft – er sei zu dem Schluss gekommen, dass die Marine ihm mehr bieten könne als ich.
Auf der Habenseite stand mein Tagsüberjob. Ich arbeitete für McCain & Sohn, ein kleines Detektivbüro an der Fifth Avenue, Ecke 38. Straße, einen Katzensprung vom Broadway entfernt.

aus: Miss Winters Hang zum Risiko

Vom aufregenden Leben an der Heimatfront

Erinnert ihr euch noch an Nick und Nora?
(Nick und Nora Charles, ein unvergessliches Pärchen, gespielt von William Powell und Myrna Loy in den Rollen als der Privatdetektiv und die reiche Erbin nach dem Kriminalroman „Der dünne Mann” von Dashiell Hammett.)

Wenn ich über Rosie Winter lese, denke ich sofort an Nora Charles bzw. Myrna Loy. Ihre Art zu sprechen, ihre Haltung, ihre Kühnheit, ihre Entschlossenheit – alles ist so wie bei Nora bzw. Myrna.

Rosie Winter ist aber leider keine reiche Erbin.

Was die Romanserie betrifft, so gibt es tatsächlich einen Privatdetektiv, der mit einer reichen Erbin verheiratet ist. Rosie arbeitet für diesen Privatdetektiv, ihr Chef wird jedoch gleich zu Beginn der Serie ermordet. Seine Frau trägt Schwarz, ist aber eiskalt und rücksichtslos. Das bedeutet, dass nicht nur die Aussicht auf ein Engagement als Schauspielerin für Rosie aussichtslos ist, sondern sich auch ihr Nebenjob in Luft auflöst.

Aber zuerst einmal muss ich festhalten, dass in dieser Serie wieder einmal eine Katze auftaucht. Es ist die Katze des Privatdetektivs, genannt Churchill, die ein neues Zuhause in Rosies Zimmer in der Schauspielpension findet, das Rosie mit ihrer besten Freundin Jayne teilt.
… und manchmal hört Churchill sogar auf, sein neues Zuhause zu demolieren, sondern widmet sich Rosies Problemen mit der Weisheit einer Katze.

Wir schreiben das Jahr 1942 und der Zweite Weltkrieg nimmt auch in New York Fahrt auf. Rosie Winter ist Schauspielerin und schafft es, sich von Show zu Show zu hangeln – ohne Hauptrollen zu ergattern. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, arbeitet sie tagsüber bei einem Privatdetektiv, bis sie ihn an Sylvester in seinem Büro erhängt findet. Beim Versuch, etwas Geld von der trauernden Witwe zu verdienen, indem sie das Büro und die Akten aufräumt, lernt sie einen neuen Klienten kennen und nimmt einen Auftrag an … und so wird sie in ihren ersten Mordfall verwickelt.

Der Fall führt in die Theaterwelt und Rosie, unterstützt von ihrer besten Freundin Jayne, arbeitet sich durch diesen Dschungel, wo zu viele Schauspielerinnen und Tänzerinnen und Regisseure und Schriftsteller versuchen, auf Teufel komm raus ihre Karriere voranzubringen. Schließlich findet sogar Rosie ein Engagement, was aber wegen des Mordfalls nach hinten losgeht.

Der ermordete Privatdetektiv war kein Chorknabe, der nur gegen untreue Ehemänner und Ehefrauen ermittelte. Er hatte auch Verbindungen zu Kriminellen und arbeitete für sie. Vielleicht wollte also einer dieser speziellen Kunden eine offene Rechnung begleichen und ein toter Privatdetektiv blieb zurück.

In ihrem Privatleben ist Jayne, Rosies Verbündete, mit einem Boss der Mafia liiert. Die Mafia ist an allem beteiligt, wie es scheint, auch im Umfeld Theater und Kunst aktiv. Vielleicht auch bei speziellen Ermittlungen des Privatdetektivs bezüglich des Broadway-Milieus, die dann vielleicht zu einem Mord führten.

Am Ende präsentiert die Polizei stolz einen aufgeklärten Mordfall, aber die Polizei hat eigentlich nichts getan. Wenn Rosie nicht aktiv geworden wäre …

All diese Verwicklungen und schrägen Motive erinnern mich an Screwball-Filme – mit Mord als Sahnehäubchen. Die witzigen, schlagfertigen Dialoge haben ihren Weg in die Krimiserie gefunden und machen es zu einem Vergnügen, die Romane zu lesen.

Wenn es um die weiteren Romane der Serie geht, bleiben Geschwindigkeit und Dynamik einfach erhalten. Das Theateruniversum ändert sich nicht und es gibt neue investigative Herausforderungen. Rosie und Jayne brechen in den Südpazifik auf, um die Moral der kämpfenden Truppe zu stärken … und kommen zurück. Immer wieder stolpern sie dabei über Mordfälle und Landesverrat zu Kriegszeiten.

Auf dem Weg an die Front versucht Rosie, ihre Liebe zu ihrem Leben wiederzufinden, die MIA (missed in action) im Pazifikraum ist. Natürlich findet sie ihn, aber ein wirklich glückliches Ende … Der Zweite Weltkrieg hatte endlich seinen Einfluss auf Rosie.

… und im übrigen denkt immer daran, dass die Romane erst mehr als 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare