schimanski, der ruhrpott rambo

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Quelle: pixabay

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Das folgende fiktionale Programm wird, als Bestandteil der Fernsehgeschichte, in seiner ursprünglichen Form gezeigt. Es enthält Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung.

Aktueller Hinweistext zum Streaming der TV-Serie

Mit Currywurst in der Schimanski-Jacke

Im Jahre 1981 hatte Schimanski in der Folge Duisburg-Ruhrort seinen ersten Auftritt im deutschen TV (ARD) in der TV-Serie Tatort. Immer wieder kann man lesen, dass Schimanski TV-Geschichte schrieb, dass mit ihm ein neuer Typ von Kommissar geschaffen wurde, der alles in den Schatten stellte, was es bis dahin gegeben hatte.

… und was war das?

Schimanski sieht niemals wie ein ordentlicher deutscher Kriminalkommissar aus. Er trägt Jeans (oder so etwas ähnliches), er trägt diese Armeejacke, die schnell zur Schimanski-Jacke avanciert, womit Schimanski sogar ein wenig Modegeschichte schreibt, denn diese Jacke wird ein Standard. Er hat einen Schnauzer, wirkt aber immer eher unrasiert und hat die für die Zeit typischen langen, lockig-zotteligen Haare.

Schimanski hasst die Büroarbeit und die Bürokratie – und natürlich auch all die korrekten Beamten der Polizei. Das Schreiben von Berichten ist ihm ein Graus. Sein Sammeln von Beweisen ist haarsträubend, verglichen mit den heutigen Standards à la CSI. Sein Umgang mit Kollegen ist gewöhnungsbedürftig; er schikaniert gern, vor allem die Spurensicherungsleute.

Er weist sich aus, indem er seine Dienstmarke locker zückt und meist sofort wieder verschwinden lässt. Man vertraut ihm, man plaudert mit ihm und er sammelt Informationen. Wenn er Hunger hat, gibt’s eine Currywurst und Pommes-rot-weiß. Er trinkt Bier, und er flucht und prügelt sich immer wieder in Kneipen.

… und er ist irgendwie lieb. Die Frauen stehen auf ihn – er hat nie Probleme, eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Heute nennt man so etwas Macho. Später wird er solider und hat eine feste Beziehung, aber erst später.

Götz George ist Schimanski. Für mich ist diese Verbindung untrennbar. Die Schimanski-Filme laufen über 30 Jahre und Götz George altert in dieser Zeit … und Schimanski altert ebenso. Es heißt, die Rolle wurde für Götz George genau so konzipiert … und ich denke, es passte von Anfang an. (Da es zu der Serie keine Romane gibt, gibt es auch keine Alternativdarstellung zur Hauptfigur!)

Beginnen wir mit Duisburg-Ruhrort. Wir sind mitten im dreckigen Ruhrgebiet, in einem Vorort, wo es noch Kopfsteinpflaster gibt, schmierige Kneipen den Zufluchtsort für alle Männer stellen, die keine oder wenig Arbeit haben, Rentner sind und irgendwie ihre Zeit totschlagen müssen. Die Mehrfamilienhäuser stammen noch aus Vorkriegsjahren – ich denke nicht unbedingt an den letzten Krieg. Es wird (viel) getrunken, es wird (viel) geraucht, es wird geflucht und man grapscht die Bedienung im engen Bleistiftrock an.

… und man nimmt es mit der ehelichen Treue nicht so genau.

… und im Hafenbecken schaukelt eine Leiche in den Fluten, die abgestochen wurde.

War es ein Eifersuchtsdrama? War es eine Abrechnung unter Binnenschiffern? War es ein misslungener Drogendeal? Waffenhandel? Schimanski deckt so manches auf, bis schließlich ein Molotov-Cocktail in eine Türkenkneipe fliegt. Aber dann findet er den Mörder.

Der Fall spielt im Milieu der Arbeiter und Kleinkrämer. Schimanski fühlt sich hier zu Hause. Er passt vom Äußeren in dieses Milieu – sein Kollege Thanner eher nicht. Thanner ist immer adrett gekleidet, Anzug, Krawatte … Schimanski und Thanner sind ein Team, auch wenn sie sich nicht gleichen. Schimanski ist der Rebell, der immer und überall gegen alles rebelliert und öfter mal suspendiert wird, während Thanner sich eher an die Vorschriften hält und versucht, wieder gerade zu biegen, was Schimanski vermasselt hat. Vielleicht sorgt gerade das für ihren Erfolg, denn sie können sich fabelhaft ergänzen.

Ich wies schon darauf hin, dass sich Schimanski gern prügelt und im Vorfeld herumpöbelt. Er zieht Thanner immer mal wieder mit hinein in diesen Sumpf, aber Thanner kommt damit klar. Die beiden Kommissare aus den 80er Jahren (und später) sind sicherlich nicht politisch korrekt – vor allem wenn man dieses Team mit den heutigen Tatort-Teams vergleicht. Heute herrscht Gleichberechtigung: ein Team besteht i. a. immer aus einem Kommissar und einer Kommissarin. Und der Chef ist eine Chefin. Zu Schimanski-Zeiten sind Frauen eher schmückendes Beiwerk, das angemacht wird, und keinesfalls als hauptamtliche Ermittlerinnen agiert.

Es geht locker zu bei Schimanski. Auch in den weiteren Fällen tritt Schimanski gern in Fettnäpfchen und prügelt sich durch. Schließlich verlässt er die Polizei von Duisburg und lebt für ein paar Jahre in Belgien. Dann holt man ihn nach Duisburg zurück, um als freier Ermittler den Tod von Thanner aufzuklären. Diesem Fall folgen weitere … Schimanski bleibt sich treu, auch wenn er älter wird und sich die Zeiten ändern …

Schimanski hat – wie es heißt – auch den Ausspruch Scheiße salonfähig gemacht.

Alles in allem denke ich, man kann nachvollziehen, warum die Schimanski-Filme heute mit jenem Hinweis garniert werden – heute passen Lebensstil und -lust, Emotionen und Wortwahl nicht mehr in unsere politisch korrekte Medienlandschaft.

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a faint cold fear thrills through my veins ... william shakespeare