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„Mann, Mann, Mann, hier ist vielleicht wieder was los heute!“
Mord auf dem Lande
Ist es eine Komödie, eine Kriminalkomödie? Wenn man die Kommentare zu der Fernsehserie „Mord mit Aussicht“ liest, wird man schnell dazu verführt, die Serie als eine Versammlung von Komödianten, lustigen Situationen und eloquenten Sprüchen zu sehen, wo man versucht, auf leichte Art zu unterhalten. Doch es geht um Mord – und Mord ist immer eine ernste Angelegenheit.
Woher kommt also dieser komödienhafte Touch? Die Serie entführt euch in ein kleines Dorf in die Eifel, eine recht einsame Landschaft, ohne Großstadtflair. Man könnte meinen, es gäbe hier, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, nichts Schlimmeres als zu schnelles Fahren, Fahren nach zu vielen Gläsern Bier, gestohlene Hühner, Streitereien um den Gartenzaun, der über die Grundstücksgrenze hinausragt … usw. … usw. … Allerdings gibt es auch verdächtige Todesfälle, die zu einem Mordfall werden können.
Anders gesagt: wie sind auf dem Lande – wo sich (allgemeiner Meinung nach) die Dorfdeppen versammeln, um mehr schlecht als recht ihr Dasein zu fristen. Hinzu kommt, dass in einem kleinen Dorf jeder jeden kennt – und jeder irgendwie mit jedem verwandt ist, wenn auch um drei Ecken herum. Also wird viel gemauschelt und viel unter den Teppich gekehrt, denn wer will schon seinem Nachbarn oder gar Verwandten etwas Schlechtes antun – es sei denn, man hat noch offene Rechnungen.
Die ganze Action und die Verbrechen, die eigentlich für schwere Straftaten in Großstädten reserviert sind und für die es gut ausgestattete Mordkommissionen, hervorragende forensische Untersuchungslabors und hochintelligente Pathologen gibt, die auf dem neuesten Stand ihres Fachwissens arbeiten … all das reduziert sich in dieser Serie auf ein kleines Dorf mitten im Grünen, umgeben von Wiesen und Feldern und Bauernhöfen mit einer kleinen Polizeistation, die mit zwei Polizisten in Uniform und einem aus disziplinarischen Gründen von der Mordkommission in Köln – einer echten Metropole im Vergleich zu Hengasch – versetzten Kriminalbeamtin besetzt ist. Es gibt keine Ressourcen, auf die man zurückgreifen könnte, kein zusätzliches Personal oder Fachwissen …
Also … unsere Sophie Haas verzweifelt schon einwenig an dieser Situation … Natürlich versucht sie ihr bestes, um die ihr unterstellte Polizeidienststelle zu modernisieren und ihre beiden Untergebene zu motivieren, aber es klappt nicht so ganz. Schließlich sind wir in der Eifel – und eigentlich gibt es hier keine wirklich schlimmen Verbrechen. Das meinen zumindest die beiden Uniformierten und auch deren ehemaliger Chef, der jetzt im Ruhestand ist.
Dazu kommen die Bewohner von Hengasch: manche sind Freaks, manche sind alt, manche sind gerissen, manche sind nicht gerade die hellsten Köpfe, manche sind neugierig, manche sind hinterlistig, manche brauchen Geld, manche haben offene Streitigkeiten mit ihren Nachbarn, manche essen und trinken zu gerne und zu viel, manche gehen gerne fremd … usw. … usw. Es findet sich ein Querschnitt durch unsere Gesellschaft, alle Typen, mit allen möglichen Ambitionen oder auch ganz ohne Ambitionen, d. h. sie leben einfach nur ein friedliches Leben in einem friedlichen kleinen Dorf – oder möchten dies zumindest.
All dies zusammengenommen ist prädestiniert für komische und skurrile Situationen – und auch kriminelle Aktivitäten – in einem so kleinen kleinen Dorf, in dem alles aufeinander prallt.
Sophie Haas ist eine erfolgreiche Kommissarin bei der Kölner Mordkommission und hofft, Chefin des Teams zu werden – leider findet sie sich plötzlich in diesem gottverlassenen Hengasch mitten im Nirgendwo wieder. Ihr Chef hat unmissverständlich unter vier Augen klar gemacht, dass er von einer Frau and er Spitze der Mordkommission nichts hält – der Meinungsaustausch und die Äußerungen des Chefs sind nicht beweisbar, da es keine Zeugen gibt. Sie ist sauer, wütend, enttäuscht … und überlegt, wie sie möglichst schnell zurück nach Köln kommen kann.
Nach ein paar Tagen wird es ihr langweilig, aber dann finden sich ungeklärte Fälle, Altfälle, und es ergibt sich daraus ein verdächtiger Todesfall. Sophie sucht nach Arbeit und Ablenkung … und sie findet welche … überall – jeder Morgen scheint eine neue spezielle Überraschung für sie bereitzuhalten. Ich glaube, es ist nicht nötig zu erwähnen, dass Sophie alle Mord- und sonstigen Fälle erfolgreich abschließt.
Schon bald ist Sophie nicht mehr allein: ihr Vater, der sich zur Ruhe gesetzt hat, beschließt, nach Hengasch zu ziehen, und bald wohnen sie zusammen in einem schönen Haus. Ihr Vater knüpft Kontakte zu den Einwohnerinnen von Hengasch. Auch in Sachen Liebesbeziehungen scheint es in Hengasch einige sehr interessante Männer zu geben. Sophie beginnt sich mit interessanten Exemplaren der männlichen Gattung zu treffen und …
Ihre beiden Kollegen auf dem Polizeirevier sind … überrascht von Sophie. Sie vergleichen sie immer wieder mit ihrem pensionierten Chef, der meist um die Ecke lauert und seine Ohren spitzt, sich überall einmischt … Beide sind nicht so erpicht auf Action und Ärger – sie mögen ihr geregeltes Leben von neun bis fünf. Sie lieben gutes Essen, viel Hausmannskost. Sophie mag es dagegen, im Alltag alles aufzumischen. Ihre Kollegen müssen sich darauf einstellen … ob sie nun wollen oder nicht.
All das ist die solide Grundlage für eine Krimiserie, aber auch für Comedy-Aspekte. Das Verbrechen ist alltäglich und zeigt, dass jeder in der Lage sein kann, einen Mord oder was auch immer zu begehen. Es geht meist um Familienärger und Familiengeschäfte, Erbschaftsprobleme, finanzielle Sorgen, uneheliche Kinder … Der Hintergrund von Hengasch ist wie das Tüpfelchen auf dem i – und sorgt für die gute Unterhaltung, wenn diese spezielle deutsche Dörflichkeit vorgeführt wird.